Razzia bei Hygiene Austria: "Knietief in chinesischen Masken"

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Beim heimischen Masken-Hersteller Hygiene Austria gab es am Dienstag Hausdurchsuchungen. Das Unternehmen dürfte auch Aufträge vom Staat bzw. staatsnahen Betrieben erhalten haben.

Hat Hygiene Austria ausländische Masken umverpackt und teurer, zu hier üblichen Preisen, verkauft? Dieser Vorwurf steht im Raum. Genauso wie Schwarzarbeit. Das führte dazu, dass am Dienstag ein Großaufgebot der Justiz - ein Oberstaatsanwalt der WKStA, Beamte des Landeskriminalamts (LKA) Niederösterreich, des Bundeskriminalamts (BKA) sowie der Finanzpolizei – an zwei Adressen – in der Donau-City-Straße 11 in Wien bei Palmers sowie in Wiener Neudorf – durchsuchten.

"Knietief in chinesischen Masken"

Man sei "knietief in chinesischen Masken gewatet" wird ein beteiligter Polizist vom "Ö1-Mittagsjournal" zitiert. Demnach seien die Masken möglicherweise bereits mit dem Aufdruck "Hygiene Austria" aus China geliefert worden. Beim Umpacken habe man den Beipacktext gegen einen deutschsprachigen ersetzt. Die Lieferkartons seien chinesisch beschritftet gewesen. Die Arbeiter seien von einer Leiharbeitsfirma gekommen, aber mutmaßlich nicht korrekt bei der Sozialversicherung angemeldet gewesen. Soweit die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung. Auf "Hygiene Austria" sei man womöglich durch ein abgehörtes Telefongespräch im Zuge von Ermittlungen gegen die organisierte Schwarzarbeit gekommen, berichtet das "Ö1-Mittagsjournal".

Hygiene Austria weist Vorwürfe zurück

Hygiene Austria weist die "haltlosen Vorwürfe auf das Schärfste zurück". Man "kooperieren eng mit den Behörden und werden alles zur Aufklärung beitragen." Es sei bedauerlich hier "in tagespolitische Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden".

Tagespolitik?

Zwischen dem Unternehmen und der ÖVP gibt es Verbindungen, die bereits im vergangenen Jahr für Kritik sorgten. Luca Wieser, der Ehemann von Lisa Wieser, der Büroleiterin des Kabinetts von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), ist Teilhaber von Hygiene Austria. Luca Wieser ist ebenfalls zusammen mit Tino Wieser und Matvei Hutman Vorstand der Palmers Textil Aktiengesellschaft AG – Hygiene Austria ist eine Tochterfirma von Palmers und Lenzing. Auch diente Hygiene Austria der heimischen Politik als Testimonial, selbst Bundeskanzler Sebastian Kurz stattete dem Unternehmen in Begleitung zahlreicher Medien – auch PULS 24 – einen Besuch ab. Ebenfalls Besuch erhielt das Unternehmen von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP), Ex-Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) und die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

Staatsaufträge

Aufträge gab es auch von öffentlicher Hand und staatsnahen Betrieben. Unter anderem erhielt Hygiene Austria laut der Transparenz-Seite "Offene Vergaben" folgende Aufträge:

  • Bundesministerium für Bildung: 92.150 Euro
  • Bildungsdirektion Oberösterreich 105.000 Euro
  • ÖBB: 480.640 Euro
  • ÖGK: 96.558 Euro
  • Land Niederösterreich: 235.000 Euro - mit weiteren zwei Lieferanten
  • Land Niederösterreich: 836.400 Euro - mit weiteren vier Lieferanten
  • Kärntner Landeskrankenanstalten Betriebsgesellschaft (KABEG): 214.932 Euro
  • Wiener Gesundheitsverbund: 42,4 Millionen Euro - mit weiteren 17 Lieferanten
  • Bundesbeschaffung GmbH: 139 Millionen Euro über vier Jahre - mit weiteren 23 Lieferanten
  • Bundesbeschaffung GmbH: 430 Millionen Euro über vier Jahre - mit weiteren 49 Lieferanten

Hinweis: Die angeführten Summen beschreiben den maximal Gesamtwert des Rahmenvertrags – dieser muss nicht dem tatsächlich bezahlten Betrag entsprechen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Beim heimischen Masken-Hersteller Hygiene Austria gab es am Dienstag Hausdurchsuchungen. Das Unternehmen dürfte auch Aufträge vom Staat bzw. staatsnahen Betrieben erhalten haben.

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