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Nach Kritik an Karner: Dollfuß-Museum soll neu gestaltet werden

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Grüne und SPÖ forderten vom neuen Innenminister eine Klarstellung zum Dollfuß-Museum in Gerhard Karners Heimatgemeinde und Distanzierung vom Austrofaschismus. Als Reaktion darauf kündigte das Ministerium eine Überarbeitung des Hauses an.

Das Museum im Geburtshaus von Dollfuß wird auf der Gemeinde-Homepage im niederösterreichischen Texingtal unter "Sehenswertes" beworben. "Der Standard" zitierte am Montag die Historikerin Lucile Dreidemy, die bei einem Besuch des Museums - der allerdings schon ungefähr zehn Jahre zurückliegt - festgestellt hatte, dass dort manches den Anschein gehabt habe, "als könnte es direkt aus den 30ern stammen".

"Unmissverständliche Distanzierung" gefordert

"Für jemanden, der Parlament und Demokratie ausgeschaltet hat, Standrecht und Todesstrafe eingeführt hat und auf Gemeindebauten schießen ließ, darf es nicht einmal den Anschein einer Verherrlichung oder Huldigung geben", betonte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch am Montag in einer Aussendung. "Hier braucht es klare Worte und eine unmissverständliche Distanzierung vom Austrofaschismus", forderte er von Karner eine Klarstellung.

Auch Grüne wollen Klarstellung

Eine solche hatte sich am Sonntag auch schon der Koalitionspartner der ÖVP gewünscht: "Das Verhältnis zum Austrofaschismus muss immer klar sein, gerade beim Innenminister. Ich denke, hier wird es eine Klarstellung brauchen", twitterte die Grüne Abgeordnete Ernst-Dziedzic.

Neugestaltung 2022

"Es ist wichtig, dieses dunkle Kapitel der österreichischen Zeitgeschichte zu beleuchten", hieß es von einem Sprecher des Ministers, von ihm selbst vorerst keine Stellungnahme vor. "Ein klares Bekenntnis zum demokratischen Rechtsstaat und gegen Nationalsozialismus, Antisemitismus, Faschismus und jeglichen Extremismus ist selbstverständlich - gerade für Gerhard Karner", betonte der Sprecher.

Das Museum gebe es seit über 20 Jahren, also lange bevor Karner Bürgermeister geworden sei, und sei unter wissenschaftlicher Begleitung von Gemeinde, Land und Bund eingerichtet worden. Kommendes Jahr soll das Museum neu gestaltet werden, erklärte der Sprecher: Karner habe bereits im Mai mit dem Obmann des Zeithistorischen Zentrums Melk - Verein MERKwürdig gesprochen, dieser soll in die "zeitgemäße Kontextualisierung" des Dollfuß-Museums eingebunden werden, im Rahmen eines breit aufgestellten Prozesses für das Jahr 2022 anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Gemeinde.

Wöginger: Anschauen, ob noch zeitgemäß

Am Sonntagabend hatte auch SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum" kritisiert, dass der neue Innenminister "ein Engelbert-Dollfuß-Museum betreibt oder zumindest gutheißt, ein Museum, eine Kult-, eine Gedenkstätte für einen Diktator und für einen Schwerverbrecher". Das Museum gebe es nicht erst seit gestern, sondern seit über 20 Jahren, entgegnete ÖVP-Klubchef August Wöginger. Museen gehörten auch immer wieder überarbeitet. "Da muss man sich das anschauen, ob es noch zeitgemäß ist."

Einwallner über Karner als Innenminister: "Keine sehr, sehr gute Entscheidung"

Die ÖVP wurde immer wieder für einen unkritischen Umgang mit Dollfuß kritisiert: Jahrelang hing im Parlamentsklub der Volkspartei ein Porträt des austrofaschistischen Kanzlers. Schließlich nahm die ÖVP vor ein paar Jahren den Parlamentsumbau zum Anlass, das umstrittene Bild los zu werden und dem Niederösterreichischen Landesmuseum als Dauerleihgabe zu übergeben.

ribbon Zusammenfassung
  • Grüne und SPÖ fordern vom neuen Innenminister eine Klarstellung zum Dollfuß-Museum in Gerhard Karners Heimatgemeinde und Distanzierung vom Austrofaschismus.
  • Das Museum im Geburtshaus von Dollfuß wird auf der Gemeinde-Homepage im niederösterreichischen Texingtal unter "Sehenswertes" beworben.
  • "Für jemanden, der Parlament und Demokratie ausgeschaltet hat, Standrecht und Todesstrafe eingeführt hat und auf Gemeindebauten schießen ließ, darf es nicht einmal den Anschein einer Verherrlichung oder Huldigung geben", verlange die SPÖ.
  • "Hier braucht es klare Worte und eine unmissverständliche Distanzierung vom Austrofaschismus", forderte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch
  • Eine solche hatte sich am Sonntag auch schon der Koalitionspartner der ÖVP gewünscht: "Das Verhältnis zum Austrofaschismus muss immer klar sein, gerade beim Innenminister. Ich denke, hier wird es eine Klarstellung brauchen"
  • Kommendes Jahr soll das Museum neu gestaltet werden, erklärte ein Ministeriums-Sprecher, es sei "wichtig, dieses dunkle Kapitel der österreichischen Zeitgeschichte zu beleuchten".

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