APA/APA (AFP/Symbolbild)/OZAN KOSE

Erdogan kündigt Öffnung der Hagia Sophia für muslimische Gebete an

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Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei hat einem Bericht zufolge den Weg frei gemacht, damit das berühmte Gebäude Hagia Sophia (türkisch: Ayasofya) in Istanbul künftig als Moschee genutzt werden kann. Das Gericht annullierte am Freitag den Status der einstigen Kirche als Museum. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag.

Das Gericht begründete seine Entscheidung laut Anadolu damit, dass die Hagia Sophia Eigentum einer von Sultan Mehmet II. gegründeten Stiftung sei. Der Sultan hatte die Hagia Sophia damals in eine Moschee umgewandelt. Laut Stiftung sei sie als Moschee definiert und dürfe nicht anders als zu diesem Zweck genutzt werden.

Nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan darf das Gebäude für muslimische Gebete geöffnet werden. Die Hagia Sophia werde der Aufsicht der Religionsbehörde (Diyanet) unterstellt, erklärte Erdogan am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Die russisch-orthodoxe Kirche krtisierte die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee. "Die Sorgen von Millionen von Christen wurden nicht gehört", sagte Wladimir Legoida vom Moskauer Patriarchat am Freitag der Agentur Interfax in Moskau. "Die Gerichtsentscheidung zeigt, dass alle Forderungen nach Zurückhaltung ignoriert wurden."

Wann das Gebäude zum ersten Mal als Moschee genutzt wird, ist noch unklar. In Medien wurde als Datum der 15. Juli - der Jahrestag des Putschversuchs in der Türkei - genannt. Nach Angaben der Zeitung "Hürriyet" wird die Gerichtsentscheidung innerhalb der nächsten 30 Tage umgesetzt.

Vor der Hagia Sophia in der Istanbuler Altstadt sammelte sich spontan eine Gruppe Befürworter der Entscheidung. Sie riefen "Allahu Akbar!" ("Gott ist groß!"). Die Polizei sperrte den Platz vor der Hagia Sophia ab. Beamte der Einsatzpolizei brachten sich in Stellung, es blieb aber zunächst ruhig.

Der Status des Bauwerks ist ein Politikum. Anhänger der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP fordern seit langem, die Hagia Sophia wieder zur Moschee zu machen. Vor allem Griechenland und Russland sind wegen der Bedeutung der Hagia Sophia für die Orthodoxie gegen eine Änderung des Status. Die Entscheidung könnte die Spannungen zwischen der Türkei und dem Nachbarn Griechenland weiter verschärfen, die sich ohnehin schon um Erdgas im östlichen Mittelmeer streiten.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei legt die Entscheidung über den künftigen Status der Hagia Sophia und eine etwaige Umwandlung in eine Moschee offenbar in die Hände von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan.
  • Bis zur Veröffentlichung des Wortlauts der Entscheidung und der entsprechenden Begründungen werden demnach noch einige Tage vergehen, wie Kathpress meldet.
  • Der Status als Museumskomplex entspricht also der aktuellen Rechtslage.