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Fischerei-Streit belastet britisch-französische Beziehungen

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Ein Streit um Fischerei-Rechte infolge des Brexit belastet zunehmend die britisch-französischen Beziehungen. Frankreich setzte am Donnerstag einen britischen Kutter fest, ein zweites Boot wurde verwarnt, weil es ohne Lizenz in französischen Gewässern unterwegs gewesen sein soll. Die für Fischerei zuständige französische Ministerin Annick Girardin erklärte, das Boot sei bei einer Kontrolle in der Nähe von Le Havre beschlagnahmt worden, weil es unerlaubt dort gefischt habe.

"Es ist kein Krieg, aber es ist ein Kampf", sagte sie RTL radio. Die britische Regierung zeigte sich irritiert und kündigte eine "angemessene und schrittweise" Antwort an.

Bereits am Mittwoch hatte die Regierung in Paris Vergeltung dafür angekündigt, dass französische Fischer nicht die garantierten Lizenzen erhalten hätten, um in britischen Gewässern zu fischen. Ab 2. November will Frankreich zudem Sonderkontrollen für britische Waren einführen, was die wirtschaftliche Situation im Vereinigten Königreich noch verschärfen würde. Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron erwägt zudem weitere Maßnahmen und schließt dabei eine Überprüfung von Stromexporten nach Großbritannien nicht aus. Frankreichs Europaminister Clement Beaune sagte, anscheinend sei die Sprache der Härte das einzige, was die Briten verstünden.

Die britische Regierung erklärte in einer ersten Reaktion, das Verhalten Frankreichs sei enttäuschend und unverhältnismäßig. "Das ist nicht das, was wir von einem engen Alliierten und Partner erwarten würden." Umweltminister George Eustice sagte im Londoner Parlament, die Drohungen verstießen gegen internationales Recht. Großbritannien hat zugesichert, Lizenzen an EU-Fischer auszustellen, die vor dem Brexit am 31. Jänner 2020 in britischen Gewässern tätig waren. Laut Eustice hat Großbritannien bereits 1673 Lizenzen für Schiffe aus der EU erteilt, von denen 736 an Frankreich gingen. Weitere Lizenzen könnten genehmigt werden, sagte Eustice.

Die britischen Gewässer gelten als eine der fischreichsten im Nordatlantik und kommen für den Großteil des EU-Fangs auf. Die Verhandlungen zwischen der EU-Kommission und der Regierung in London über die konkrete Ausgestaltung der Fischerei sind in dieser Woche fortgesetzt worden. Die Fischerei war neben dem Status von Nordirland der heikelste Punkt in den Austrittsverhandlungen. Auch der Status der britischen Provinz ist weiter umstritten.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Streit um Fischerei-Rechte infolge des Brexit belastet zunehmend die britisch-französischen Beziehungen.
  • Frankreich setzte am Donnerstag einen britischen Kutter fest, ein zweites Boot wurde verwarnt, weil es ohne Lizenz in französischen Gewässern unterwegs gewesen sein soll.
  • Großbritannien hat zugesichert, Lizenzen an EU-Fischer auszustellen, die vor dem Brexit am 31. Jänner 2020 in britischen Gewässern tätig waren.