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AstraZeneca dementiert: Keine Impfdosen in Italien versteckt

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Der Pharmakonzern AstraZeneca hat am Mittwoch Vorwürfe dementiert, er habe in einer Abfüllstation in Italien 29 Millionen Dosen des Covid-Impstoffs "versteckt" oder heimlich für illegalen Export gehortet.

"Sämtliche 29 Millionen Impfstoffdosen sind im Werk gelagert, um nach der obligatorischen Qualitätskontrolle versandt zu werden", hieß es am Nachmittag in einer Mitteilung. Medien hatten zuvor berichtet, die Impfdosen hätten illegal nach Großbritannien geliefert werden sollen.

AstraZenca stellte die kolportierten Pläne zum Export von Impfstoffen nach Großbritannien in Abrede. "16 Millionen Dosen davon sind für Europa bestimmt. Knapp 10 Millionen Dosen werden nächste Woche an die EU-Länder geliefert, der Rest nach Abschluss der entsprechenden Kontrollen im April. Die restlichen 13 Millionen Dosen sind im Rahmen der Verpflichtung von AstraZeneca für die, auch von der EU unterstützte COVAX-Initiative für den Versand an Länder mit niedrigem Einkommen reserviert."

"Außerhalb der EU hergestellt"

"Der Impfstoff wurde außerhalb der EU hergestellt und zum Werk in Anagni gebracht, um in Ampullen abgefüllt zu werden. Die EU unterstützt voll und ganz die Versorgung von Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen durch die COVAX-Initiative", wurde seitens des britisch-schwedischen Impfstoffkonzerns betont. Es sei "nicht korrekt, dies als einen Vorrat zu bezeichnen." Der Prozess der Herstellung von Impfstoffen sei sehr komplex und zeitaufwendig. Insbesondere müssten die Vakzindosen auf die Freigabe durch die Qualitätskontrolle warten, nachdem die Abfüllung der Fläschchen abgeschlossen sei, hieß es weiter.

Die italienische Zeitung "La Stampa" hatte zuvor von 29 Millionen Impfdosen berichtet, die angeblich für den Export nach Großbritannien bestimmt seien und in dem Werk in Italien gelagert würden. Das hatte zu Verwunderung geführt, weil Astrazeneca zuletzt seine Lieferzusagen an die EU mehrfach gekürzt hatte. Die italienische Regierung bestätigte am Mittwoch die Kontrolle, über welche die Tageszeitung "La Stampa" berichtet hatte. Die Kontrollen seien am Samstag und Sonntag erfolgt und von der Carabinieri-Einheit NAS durchgeführt worden, teilte die Regierung in Rom mit.

Carabinieri prüfen Chargen

Die kontrollierten Chargen an einem Standort der Firma Catalent in der Kleinstadt Anagni 30 Kilometer südlich von Rom sollten demnach nach Belgien exportiert werden. Alle Chargen, die aus dem Standort in Anagni abfahren, würden zurzeit von den Carabinieri geprüft, teilte die Regierung mit. Anlass für die Kontrollen war eine Meldung der EU-Kommission. Sie habe Regierungschef Mario Draghi aufgefordert, einige Impfstoff-Chargen im Standort von Anaghi zu kontrollieren. Draghi habe daraufhin Gesundheitsminister Roberto Speranza informiert, der die Inspektion angeregt habe, hieß es am Mittwoch in Rom.

"Wir hatten den Verdacht, dass AstraZeneca über mehr Produktionskapazität in Europa verfügte, als sie angegeben hatten", sagte ein EU-Vertreter in Brüssel am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. EU-Industriekommissar Thierry Breton habe deshalb die italienischen Behörden gebeten, das Werk zu inspizieren. AstraZeneca hatte seine Lieferungen an die EU einseitig drastisch gekürzt: Statt der ursprünglich avisierten 120 Millionen Impfdosen sollen im ersten Quartal nur 30 Millionen kommen, im zweiten Quartal 70 Millionen statt 180 Millionen Dosen.

Herkunft des Impfstoffes unklar

Unklarheit bestand außerdem über die Herkunft der Wirkstoffe in den in Italien abgefüllten Dosen. "Wir müssen jetzt überprüfen, ob der Wirkstoff in diesen Impfstoffen in der EU in von der EMA zugelassenen Anlagen hergestellt wurde", sagte der EU-Vertreter.

Catalent befüllt im Auftrag des britisch-schwedischen Impfstoffherstellers AstraZeneca Ampullen mit dem Anti-Covid-Impfstoff. Anfang März hatte Rom eine Lieferung mit 250.000 Impfdosen des Herstellers AstraZeneca an Australien gestoppt, die in Italien produziert worden waren. Der italienische Regierungschef Mario Draghi hatte die EU-Kommission zu hartem Durchgreifen gegen Pharmakonzerne aufgerufen, die ihren Verpflichtungen mit der EU zur Lieferung von Impfstoffen nicht nachkommen.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Pharmakonzern AstraZeneca hat am Mittwoch Vorwürfe dementiert, er habe in einer Abfüllstation in Italien 29 Millionen Dosen des Covid-Impstoffs "versteckt" oder heimlich für illegalen Export gehortet.
  • "Sämtliche 29 Millionen Impfstoffdosen sind im Werk gelagert, um nach der obligatorischen Qualitätskontrolle versandt zu werden", hieß es am Nachmittag in einer Mitteilung.
  • "Der Impfstoff wurde außerhalb der EU hergestellt und zum Werk in Anagni gebracht, um in Ampullen abgefüllt zu werden", so der Pharmakonzern.
  • Die italienische Zeitung "La Stampa" hatte zuvor von 29 Millionen Impfdosen berichtet, die angeblich für den Export nach Großbritannien bestimmt seien und in dem Werk in Italien gelagert würden.
  • AstraZeneca hatte seine Lieferungen an die EU einseitig drastisch gekürzt: Statt der ursprünglich avisierten 120 Millionen Impfdosen sollen im ersten Quartal nur 30 Millionen kommen, im zweiten Quartal 70 Millionen statt 180 Millionen Dosen.

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