Van der Bellen: "Stimmt, das war ein Fehler"

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Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen spricht im Interview mit PULS 24 Infochefin Corinna Milborn unter anderem über Putin, die österreichische Gasabhängigkeit und seinen "Zähne zusammenbeißen"-Sager.

Dass er noch im Jahr 2018 die "besten Erfahrungen" mit Gas aus Russland und die "gute gemeinsame Gesprächsbasis" mit Waldimir Putin lobte, bezeichnet Van der Bellen heute als "Fehler". "Ich habe mich hinters Licht führen lassen", sagt er und betont: "Putin hat die ganze Welt aber getäuscht."

Dass die OMV vom Geschäft mit Russland abhängig war, versteht der studierte Ökonom "in gewisser Weise" aber und er verstehe es "auch heute noch". Es habe "über 50 Jahre gute Geschäftsbeziehungen", gutes und billiges Gas gegeben. "Es war ein typischer Fehler für einen Ökonomen", sagt Van der Bellen heute. Inzwischen sehe er das anders: "Jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, über das Ende der Sanktionen nachzudenken".

Sein Verhältnis zu Kickl

"So sind wir nicht", sagte an der Bellen nachdem Bekanntwerden des Ibiza-Videos. Auf Vorschlag des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) entließ er Herbert Kickl als Innenminister. "Er wird mir nie verzeihen, dass ich dem Vorschlag von Sebastian Kurz nachgekommen bin", sagt Van der Bellen heute dazu. "Dass Kickl und ich keine Freunde sind – tut mir leid, das ist so", erklärt er.

Generell habe er sich "oft" die Frage gestellt, ob er Kickl überhaupt als Innenminister überhaupt angeloben hätte sollen. Es sei ein "Fehler" gewesen.

Wenn er sich diese Frage nochmal stellen müsste, das "werde ich Ihnen jetzt nicht verraten", sagt der amtierende Präsident. Er vertraue auf die Entscheidung der Bürger:innen und die Frage sei für ihn umgekehrt eher: "Wie geht Kickl damit um, dass ich nächster Bundespräsident in der zweiten Amtsperiode sein werde?". Van der Bellen hängt aber an: Vorausgesetzt alles seine Sympathisant:innen würden zur Wahl am kommenden Sonntag gehen.

Ungleichbehandlung der FPÖ?

Dass er nach dem Bekanntwerden des Ibiza-Videos mahnende Worte in Richtung der FPÖ gefunden habe, aber einen ÖVP-Innenminister angesichts der ÖVP-Chats nicht kritisierte, kreidet ihm vor allem die FPÖ an. "Dem einen ist es zu viel, dem anderen zu wenig", erklärt Van der Bellen. Die Aussagen von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus in der Finca seien aber "derart skandalös gewesen", sagt der Präsident, "dass das Folgen haben wird, war für mich außer Zweifel".

Frauenmorde "an der Wochenordnung"

Corinna Milborn befragt Van der Bellen außerdem zu einer Aussage, die er über Islamophobie getätigt hatte. "Und wenn das so weitergeht bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie, wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen. Alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun", sagte er 2017 bei einer Diskussionsveranstaltung. Im PULS 24 Interview stellt der Kandidat klar: Ob eine Frau "was trägt und wie", das sei "ihre eigene Entscheidung". Gleichstellung von Mann und Frau "ist mir ein wichtiges Anliegen", sagt er.

Er bewundere außerdem den Mut der Frauen im Iran. In Österreich müsse man aber auch nachdenken, "wie wir mit Frauen umgehen". Frauenmorde seien "an der Wochenordnung", kritisiert er.

"Das war eine blöde Metapher"

Jungen Leuten riet Van der Bellen im Wahlkampf, angesichts der Teuerung, die Zähne zusammenzubeißen. "Das war eine blöde Metapher – ja, und?", sagt er dazu heute. Es würden eben schwierige Zeiten "auf uns zukommen". An dem Anti-Teuerungs-Maßnahmen der Regierung kritisiert er, dass diese schlecht kommuniziert werden würden.

ribbon Zusammenfassung
  • Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen spricht im Interview mit PULS 24 Infochefin Corinna Milborn unter anderem über Putin, die österreichische Gasabhängigkeit und seinen "Zähne zusammenbeißen"-Sager.
  • Dass er noch im Jahr 2018 die "besten Erfahrungen" mit Gas aus Russland und die "gute gemeinsame Gesprächsbasis" mit Waldimir Putin lobte, bezeichnet Van der Bellen heute als "Fehler".
  • Ob er Kickl als Minister abermals angeloben würde, will er aber nicht verraten.

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