APA/APA (dpa-Zentralbild)/Jens Kalaene

Frankfurter Buchmesse heuer ohne Aussteller

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Der Hauptteil der Frankfurter Buchmesse, die klassische Hallenausstellung, fällt aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr aus. "Aufgrund der aktuell geltenden Reisebeschränkungen können zahlreiche Länderstände nicht wie geplant umgesetzt werden", teilten die Veranstalter am Dienstag mit. Kritik an der Entscheidung kam von der österreichischen IG Autorinnen Autoren.

Die ab 1. Oktober 2020 in Deutschland in Kraft tretende Quarantäneverordnung mache die Teilnahme von europäischen Ausstellern oder Fachbesuchern nahezu unmöglich. Bereits im Vorfeld hatten zahlreiche Verlage angekündigt, auf einen Auftritt in diesem Jahr zu verzichten.

Buchmesse-Direktor Juergen Boos sprach vor allem von einem "ideellen und finanziellen" Verlust. Für die Verlage solle es nun eine digitale Rechtehandelsplattform geben, als Ersatz für das traditionelle Messegeschäft. "Unser Fokus liegt jetzt auf dem virtuellen Angebot und den Veranstaltungen in der Festhalle und in der Stadt", sagte er.

"Das ist innerhalb kürzester Zeit die nächste niederschmetternde Nachricht für die Buchwelt nach der bereits verfügten Verschiebung der Leipziger Buchmesse von Mitte März 2021 auf Ende Mai 2021", hieß es dazu seitens IG-Autorinnen-Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss. Er sprach am Dienstag von einem "katastrophalen Start in den Bücherherbst".

Von dem weltgrößten Branchentreffen bleibe im besten Fall nur noch "ein Veranstaltungsnotprogramm ohne gewünschten Zulauf übrig. Das wird und kann auch nicht ohne Folgen für die Buch Wien im November dieses Jahres bleiben, so sie unter solchen Vorzeichen überhaupt noch ermöglicht werden und funktionieren kann", so Ruiss mit Blick auf die von 11. bis 15. November angesetzte größte einschlägige heimische Messe.

Die Begründung, dass aufgrund der Durchführungsbestimmungen mit wenig internationaler Beteiligung zu rechnen sei, wertet Ruiss als "Schutzbehauptung". Die geringe Beteiligung sei schon seit Monaten bekannt. Der IG-Autorinnen-Autoren-Chef fordert nun, dass sich die Frankfurter Buchmesse Gedanken darüber macht, "wie Verluste durch nicht mehr rückrufbare Ausgaben von den Ausstellern abgewandt werden können".

Bleiben soll es in Frankfurt bei der Verleihungen des Deutschen Buchpreises (12. Oktober) und des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels (18. Oktober). Hinzu kommen Leseveranstaltungen vor Ort und im Netz.

"Das wird die für die Sichtbarkeit von Büchern wichtige physische Präsenz sowie den persönlichen Austausch in der Branche nicht ersetzen können", sagte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. "Durch das breite digitale und dezentrale Programm erwarten wir aber eine große Reichweite und damit breite Öffentlichkeit."

Auf der ARD-Bühne, die in der Frankfurter Festhalle Premiere feiert, haben sich prominente Autorinnen und Autoren angekündigt, darunter Christian Berkel, Michel Friedman, Alice Schwarzer, Irvine Welsh oder auch Tennisspielerin Andrea Petković, "Tagesschau"-Sprecherin Linda Zervakis und der kanadische Musiker und Entertainer Chilly Gonzales. Von Schriftstellerin Cornelia Funke soll es einen virtuellen Auftritt geben.

Darüber hinaus wird das mehrtägige "Bookfest" an verschiedenen Locations in Frankfurt sowie im Internet ausgetragen. Bei der digitalen Ausgabe sind beispielsweise Elizabeth Gilbert, Jenny Erpenbeck, Peter Wohlleben, Kirsten Boie, Karin Slaughter und Joachim Meyerhoff dabei.

Von Montag bis Donnerstag (12. bis 15. Oktober) ist zudem die "Frankfurt Conference" als rein digitales Konferenzprogramm geplant. Die Teilnahme an den Fachveranstaltungen ist kostenfrei.

Die Veranstalter der Buchmesse waren in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie widrigen Umständen ausgesetzt. Lange hielten sie an einem Konzept aus klassischem Messebetrieb und digitalen Angeboten fest. Gleichwohl war klar, dass es höchstens eine kleine Präsenzausgabe mit europäischem Fokus geben könnte. Mit Ausstellern aus den USA oder Südamerika war kaum zu rechnen. Aber auch hiesige große Verlagshäuser wie Holtzbrinck und Randomhouse sagten frühzeitig ab. Zuletzt hatten die Veranstalter nur noch mit knapp 800 Ausstellern gerechnet.

Im vergangenen Jahr tummelten sich auf der Buchmesse mehr als 300.000 Besucher. Mehr als die Hälfte davon waren Privatbesucher, die sich über Neuerscheinungen informierten. Zudem waren 7.450 Aussteller aus 104 Ländern dabei.

ribbon Zusammenfassung
  • Die ab 1. Oktober 2020 in Deutschland in Kraft tretende Quarantäneverordnung mache die Teilnahme von europäischen Ausstellern oder Fachbesuchern nahezu unmöglich.
  • Bereits im Vorfeld hatten zahlreiche Verlage angekündigt, auf einen Auftritt in diesem Jahr zu verzichten.
  • Bleiben soll es in Frankfurt bei der Verleihungen des Deutschen Buchpreises und des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.
  • Zudem waren 7.450 Aussteller aus 104 Ländern dabei.

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