Finale im Depp-Prozess: Anwälte feuern bei Schlussplädoyers aus allen Rohren

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Am Freitag nutzten die Verteidiger von Amber Heard und Johnny Depp bei den Abschlussplädoyers ihre letzte Chance, den Gegner vor den sieben Jury-Mitgliedern schlecht zu machen. Depps Verteidigung warf Heard Lügen und falsche Anschuldigungen vor, Heards Verteidigung forderte Depp auf, Verantwortung zu übernehmen. Nun ist die Jury am Zug, das Urteil könnte jederzeit fallen.

"Er hat jedem auf der Welt die Schuld zugeschoben: Seinem Agenten, seinem Manager, seinem Anwalt, Amber, seinen Freunden", sagte Heards Verteidigerin Elaine Bredehoft bei dem wie stets live übertragenen Prozess über Depp. "Noch nie hat er für irgendetwas in seinem Leben Verantwortung übernommen. Aber wir fordern Sie dazu auf, ihn dazu zu zwingen, Verantwortung zu übernehmen."

"Überwältigende Beweise" ... 

Es gebe "überwältigende Beweise für Missbrauch", sagte Heards Verteidiger Benjamin Rottenborn. "Herr Depp kann einfach nicht beweisen, dass er Amber nicht mindestens einmal missbraucht hat." Ein Urteil gegen Heard sei zudem eine niederschmetternde Botschaft für Missbrauchsopfer auf der ganzen Welt, sagte Rottenborn - "dass, egal was man als Missbrauchsopfer macht, man immer noch mehr machen muss".

... gegen "unbewiesene Anschuldigungen"

Depps Verteidigung wies die Vorwürfe strikt zurück. Depp sei nicht der Täter, sondern das Opfer in diesem Fall. Heard habe vor Gericht genau das erzählt, was die Jury ihrer Meinung nach hören musste, um Depp als "Missbrauchstäter und Vergewaltiger" zu verurteilen, sagte Depps Verteidigerin Camille Vasquez. "Sie will, dass Sie glauben, dass sie während ihrer Beziehung unzählige Male missbraucht wurde."

Dafür gebe es aber keine Beweise, sagte Vasquez weiter. "Was wir haben, ist ein Berg unbewiesener Anschuldigungen, die wild, übertrieben und unglaubwürdig sind." Vasquez bat die Jury eindringlich, sich auf die Seite von Depp zu schlagen. "Es geht hier um den guten Namen eines Mannes. Und mehr noch, es geht um das Leben dieses Mannes, das Leben, das er verloren hat, als er eines furchtbaren Verbrechens angeschuldigt wurde."

Urteil wegen Feiertags nicht vor Dienstag

Richterin Penney Azcarate vom Gericht im Bezirk Fairfax im US-Staat Virginia hat den Fall am Freitagnachmittag (Ortszeit) an sieben Geschworene übergeben. Ein Urteil könnte jederzeit fallen. Das Gremium tagt jedoch nur an Wochentagen. Wegen eines Feiertags am Montag stehen weitere Beratungen kommende Woche erst wieder am Dienstag an.

Streitwert: 50 bzw. 100 Millionen Dollar

In seiner Zivilklage hält Depp seiner Ex-Frau vor, in einem 2018 von der "Washington Post" veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies habe seinem Ruf geschadet. Wegen Verleumdung klagt Depp auf rund 50 Millionen Dollar (gut 46 Millionen Euro) Schadenersatz, Heard hat eine Gegenklage auf 100 Millionen Dollar eingereicht. Depp hat in dem Verfahren mehrfach betont, nie körperliche Gewalt gegen Heard angewandt zu haben. Heard behauptet das Gegenteil.

Die beiden Schauspieler hatten sich 2009 bei den Dreharbeiten zu dem gemeinsamen Film "The Rum Diary" kennengelernt. 2015 heirateten sie, doch nach 15 Monaten Ehe reichte Heard die Scheidung ein.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Freitag nutzten die Verteidiger von Amber Heard und Johnny Depp bei den Abschlussplädoyers ihre letzte Chance, den Gegner vor den sieben Jury-Mitgliedern schlecht zu machen. Nun ist die Jury am Zug, das Urteil könnte jederzeit fallen.
  • Depps Verteidigung warf Heard Lügen und falsche Anschuldigungen vor, Heards Verteidigung forderte Depp auf, Verantwortung zu übernehmen.
  • Es gebe "überwältigende Beweise für Missbrauch", sagte Heards Verteidiger Benjamin Rottenborn. "Herr Depp kann einfach nicht beweisen, dass er Amber nicht mindestens einmal missbraucht hat."
  • Depps Verteidigung wies die Vorwürfe strikt zurück. Depp sei nicht der Täter, sondern das Opfer in diesem Fall.
  • Richterin Penney Azcarate vom Gericht im Bezirk Fairfax im US-Staat Virginia hat den Fall am Freitagnachmittag (Ortszeit) an sieben Geschworene übergeben.
  • Ein Urteil könnte jederzeit fallen. Das Gremium tagt jedoch nur an Wochentagen. Wegen eines Feiertags am Montag stehen weitere Beratungen kommende Woche erst wieder am Dienstag an.

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