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UNESCO sieht "Handlungsbedarf" bei Neusiedler See

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Die UNESCO Österreich seht "Handlungsbedarf" beim Neusiedler See. Es gäbe problematische Entwicklungen, die den Wert der Welterbestätte als historisch gewachsene Kulturlandschaft beeinträchtigen. Der Neusiedler See ist seit 2001 Weltkulturerbe.

Nach der jüngsten Kritik des UNESCO-Fachbeirats für Weltkulturerbe, ICOMOS International, am geplanten Großprojekt am Neusiedler See in Fertörakos in Ungarn sieht UNESCO Österreich ebenso "Handlungsbedarf". Dies jedoch "auch losgelöst von Diskussionen über konkrete Projekte", betonte Sabine Haag, Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission, in einer Stellungnahme. Österreich und Ungarn hätten zu gleichen Teilen die volle Verantwortung für den Erhalt der Welterbestätte.

"Entwicklungen haben, ungeachtet nationaler Grenzen, Einfluss auf die Gesamtheit der Welterbestätte, die als Einheit zu verstehen ist", hieß es in der am Freitagabend übermittelten Aussendung. Alle weiteren Schritte würden in enger Abstimmung zwischen Österreich und Ungarn, den relevanten Gebietskörperschaften sowie den internationalen Fachexperten zu setzen sein. Im Vordergrund stehe nun der Dialog zwischen allen beteiligen Verantwortlichkeiten auf nationaler Ebene, ICOMOS International sowie dem UNESCO-Welterbezentrum.

Ungarisches Tourismusprojekt sei problematisch

ICOMOS steht als internationales Expertengremium dem aus 21 gewählten Staaten bestehenden Welterbekomitee beratend zur Seite. "Die letztendliche Beurteilung obliegt aber, Kraft der völkerrechtlichen Vereinbarungen, dem Welterbekomitee. Klar ist aber auch, dass eine jahrtausendealte Kulturlandschaft wie diese nach Respekt und behutsamem Umgang verlangt - von allen Seiten der Verantwortlichkeiten, im Sinne des nachhaltigen Schutzes eines einzigartigen kulturellen Erbes", wurde Haag zitiert.

ICOMOS kam zu dem Ergebnis, dass das in Bau befindliche Tourismusentwicklungsprojekt in Fertörakos in der vorliegenden Form aufgrund seiner Dimensionen eine konkrete Gefährdung für den außergewöhnlichen, universellen Wert (OUV) sowie die Authentizität und Integrität der Stätte darstellen würde. Daher werde die unmittelbare Einstellung der Bauaktivitäten an Ort und Stelle und eine Neuplanung eines stark reduzierten Projektes empfohlen.

Problematische Entwicklung auch auf österreichischer Seite

Darüber hinaus verortete ICOMOS jedoch auch problematische Entwicklungen auf der österreichischen Seite des Sees, die in ihrer Gesamtheit bereits den außergewöhnlichen, universellen Wert der Welterbestätte als historisch gewachsene Kulturlandschaft beeinträchtigen, wurde in der Stellungnahme von UNESCO Österreich betont. Die transnationale Welterbestätte Fertö-Neusiedlersee ist seit 2001 als UNESCO-Welterbe gelistet.

Beim dem aktuellen Schreiben von ICOMOS International habe es sich um ein "Technical Review" gehandelt, das von der Direktorin des UNESCO-Welterbezentrums in Paris, Mechthild Rössler, an Ungarn übermittelt wurde. Es sei eine erste Einschätzung des Fachbeirats, jedoch keine Stellungnahme des Welterbekomitees bzw. der UNESCO.

Entscheidungen des Welterbekomitees können vielfältig ausfallen und von der Entsendung einer Monitoring Mission vor Ort, der Einforderung konkreter Maßnahmen bis hin zur Einschreibung der Stätte auf die "Rote Liste" des gefährdeten Welterbes reichen. Letzteres sei "eine mögliche, keineswegs aber eine zwingend notwendige Konsequenz dieses Technical Reviews", informierte UNESCO Österreich. Die nächsten Sitzungen des Welterbekomitees würden von 16. bis 31. Juli 2021 und im kommenden Jahr ebenso im Sommer stattfinden. Eine Behandlung des Themas im Rahmen der kommenden Sitzung sei allerdings nicht wahrscheinlich.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach der jüngsten Kritik des UNESCO-Fachbeirats für Weltkulturerbe, ICOMOS International, am geplanten Großprojekt am Neusiedler See in Fertörakos in Ungarn sieht UNESCO Österreich ebenso "Handlungsbedarf".
  • Österreich und Ungarn hätten zu gleichen Teilen die volle Verantwortung für den Erhalt der Welterbestätte.
  • ICOMOS steht als internationales Expertengremium dem aus 21 gewählten Staaten bestehenden Welterbekomitee beratend zur Seite.

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