Nach dem Hochwasser: Der Kampf gegen den Schlamm hat begonnen

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Nach den Überschwemmungen vom Wochenende sinken die Pegel der Hochwasser führenden Flüsse langsam. Sorgenkinder sind die Salzach und die Donau. Mehrere Orte in Niederösterreich wurden zum Katastrophengebiet erklärt.

Nach den starken Regenfällen vom Wochenende sind am Montag mehrere Orte in Niederösterreich zu Katastrophengebieten erklärt worden. Betroffen sind nach Angaben des Landes Neuhofen a. d. Ybbs, Ferschnitz und Euratsfeld im Bezirk Amstetten, Paudorf und Furth (beide Bezirk Krems) sowie Aggsbach-Dorf in der Gemeinde Schönbühel-Aggsbach (Bezirk Melk). LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP) sicherte in Absprache mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) rasche Hilfe zu.

3,5 Millionen Schaden in der Landwirtschaft

Derzeit wird das Ausmaß der Schäden ist derzeit noch nicht abschätzbar. Zusätzlich zu zerstörten Häusern, gefluteten Straßen und Bahnlinien sind tausende Hektar landwirtschaftlicher Fläche durch das Hochwasser verwüstet. In einigen Tagen können die Schadenskommissionen ihre Arbeit aufnehmen. Laut Hagelversicherung kostet das Wochenende 3,5 Millionen Euro allein der Landwirtschaft. 

Verzeichnet wurden in den betroffenen Gebieten schwere Schäden an Privathäusern und an der Infrastruktur. In Ferschnitz war auch eine Brücke weggerissen worden, wodurch der Ort vorübergehend unerreichbar wurde. In Ferschnitz war auch eine Brücke weggerissen worden, wodurch der Ort vorübergehend unerreichbar wurde. Bereits am Sonntag war dort - wie auch in Neuhofen a. d. Ybbs - Zivilschutzalarm ausgelöst worden. In und um Paudorf und Furth war ein schweres Gewitter niedergegangen, binnen zwei Stunden hatte es am Sonntagnachmittag rund 150 Liter pro Quadratmeter geregnet. 120 Gebäude wurden überflutet, mehrere Brücken verklaust und kleinere Straßenabschnitte zerstört, bilanzierte die Feuerwehr Krems.

Pernkopf machte sich am Montag selbst ein Bild von der Lage in den Hochwasserregionen und kündigte an, dass demnächst Schadenskommissionen zusammenstellt werden, die eine Bewertung vornehmen sollen. Die Anweisung der Hilfsgelder werde durch das Land NÖ binnen Tagen erfolgen. Pernkopfs Dank galt den Einsatzkräften und zahlreichen couragierten Personen. "Die Nachbarschaftshilfe ist spürbar", betonte der Landesvize.

NÖ: Pegel stiegen von 50 cm auf 3 Meter an

Martin Boyer, Bezirksfeuerwehrkommandant von Krems, spricht über die Feuerwehreinsätze vom Wochenende

Leicht gefallen sind indes die Pegelstände entlang der Donau. Nach Angaben des Hydrographischen Dienstes des Landes wurden die Spitzen an den meisten Messstationen spätestens am Vormittag erreicht, ein weiterer starker Anstieg wurde auf APA-Anfrage nicht erwartet.

Der Wasserstand der Donau bleibe "den ganzen Tag sehr hoch und fällt sehr langsam", hieß seitens des Hydrographischen Dienstes. Es sei daher weiterhin Vorsicht geboten. Mit einer Entspannung der Situation entlang des Flusses rechneten die Feuerwehren. Sprecher Franz Resperger berichtete davon, dass "die große Katastrophe ausgeblieben" sei. Verzeichnet wurden kleinere Überflutungen, etwa in Kritzendorf, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg (Bezirk Tulln).

Salzburg: Schutzbauten verhinderten Schlimmeres

Das Hochwasser hat am Wochenende in Salzburg vor allem im Pinzgau und in der Stadt Hallein schwere Sachschäden angerichtet. Das engmaschige Netz an Schutzbauten im Bundesland dürfte allerdings Schlimmeres verhindert haben. "Gerade im Oberpinzgau, aber auch in Maria Alm und Leogang haben wir viele Zubringerbäche, deren Rückhaltebecken randvoll mit Holz und Geschiebe sind", sagte Leonhard Krimpelstätter, der Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Salzburg, am Montag zur APA.

Die jüngsten Investitionen - in den vergangenen 15 Jahren wurden in Salzburg Hochwasserschutzprojekte um 750 Millionen Euro umgesetzt - hätten sich bezahlt gemacht. "Die Auffangbecken sind voll mit Holzmassen, die so nicht weitertransportiert worden sind." Bereits gestern, Sonntag, habe man damit begonnen, die Becken wieder frei zu räumen. "Ein Glück ist, dass das Wetter die ganze Woche gut angesagt ist."

Das Schutznetz im Bundesland sei dabei aber noch nicht fertig. Die Homepage der Wildbach- und Lawinenverbauung listet alleine für Salzburg eineinhalb Dutzend Projekte mit einer Investitionssumme von über einer Million Euro auf, inklusive kleineren Vorhaben sprach Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) gegenüber der APA von rund 100 Projekten, an den jährlich gearbeitet werde.

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Auch Landesrat Schwaiger erklärte am Montag, Mittersill wäre ohne Schutz komplett unter Wasser gestanden. "Der Dauersiedlungsraum ist trocken geblieben, das hat besten funktioniert. Es hat nur einzelne betroffene Gebäude gegeben." Alleine das Retentionsbecken in Mittersill habe ein Fassungsvermögen von 1,7 Mio. Kubikmeter, vom Talboden seien drei Viertel geflutet worden.

Der Pegel der Salzach sei mit einem Höchststand von 5,85 Metern um 1,2 Meter höher gelegen als im Jahr 2002, als es noch keinen Hochwasserschutz in der heutigen Form gab. 

Salzburg: Hochwasser-Lage entspannt sich

Schäden in Hallein noch nicht abschätzbar

In der Stadt Hallein laufen die Aufräumarbeiten nach der Sturzflut am Samstagabend weiter auf Hochtouren. Auch am Montag war das ganze Ausmaß des Schadens noch nicht abschätzbar. Am Vormittag konnten noch immer 50 Personen nicht in ihre Häuser und Wohnungen, wobei 30 davon nur vorsorglich evakuiert worden waren, weil im Ortsteil Gamp die Gefahr von Muren noch nicht gebannt ist. 

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Aufräumarbeiten in Oberösterreich begonnen

In Oberösterreich hat nach dem Hochwasser das Aufräumen begonnen. Montagvormittag waren fallende Wasserstände zu erwarten, weil nach Mitternacht keine relevanten Niederschläge gefallen waren und auch in den kommenden Tagen mit keinen mehr zu rechnen war.

Der Höchststand an der Salzach war laut dem Hydrographischen Dienst Oberösterreich bereits Sonntagabend erreicht worden, ebenso am Inn in Schärding. Ähnliche Meldungen kamen von der Donau. Lediglich für Grein im Bezirk Perg wurde noch in den kommenden Stunden ein geringfügiger Anstieg vorhergesagt. In Steyr war alle Pegel der Enns und sowie der Oberlieger stark fallend.

Straßensperren in Schärding 

In Schärding, wo mobile Hochwasserschutzelemente und Pumpenanlagen die Überflutung von zwölf Häusern verhindert hatten, waren am Montag noch Verkehrswege gesperrt. Mit den Aufräumungsarbeiten musste noch gewartet werden, bis sich das Wasser zurückgezogen haben würde. Danach müsse es aber schnell gehen, bevor der zurückgelassene Schlamm bei Schönwetter extrem hart und dann nur noch schwer zu entfernen ist, hieß es von der Einsatzleitung.

In mehreren Landesteilen waren noch Hauptverbindungen gesperrt. Die Salzkammergutstraße (B145) im Bezirk Gmunden bleibt nach einem Murenabgang in Traunkirchen im Bezirk Gmunden voraussichtlich bis Mittwoch nicht befahrbar. 

Situation in Wien entspannt sich

Aufgrund der starken Regenfälle ist die Wiener Berufsfeuerwehr am Wochenende zu 1.537 Einsätzen gerufen worden. Viele Keller, Tiefgaragen und Unterführungen waren überschwemmt. "Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt, der Pegel der Donau ist stabil", gab Feuerwehr-Pressesprecher Christian Feiler Montagvormittag für Wien Entwarnung.

Philip Matel, Standbesitzer bei der "Sunken City" auf der Wiener Donauinsel, spricht im Interview mit PULS 24 Reporterin Marie Salzmann über das Hochwasser auf der Donauinsel.

Auch die Stromausfälle, die das Gewitter im Laufe des Sonntags verursacht hatte, seien mittlerweile behoben, berichteteten die Wiener Netze.

Badeverbot an Neuer Donau

Das Badeverbot für die Neue Donau gelte aus wasserhygienischen Gründen weiterhin und bliebe auch noch zumindest für den Rest der Woche bestehen. Auf der Donauinsel mussten Lokalbetreiber ihre Stände räumen, weil noch mit steigenden Pegelständen gerechnet wird.

Zwischenzeitlich Zivilschutzalarm in Tirol

Auch Tirol und dort vor allem die Region Kufstein wurden von den Überschwemmungen stark in Mitleidenschaft gezogen, zwischenzeitlich wurde Zivilschutzalarm ausgerufen. Die Hälfte der  536 Feuerwehreinsätze (Stand Sonntagabend) entfiel auf die Stadt. Zwei Mal mussten am Sonntag nach starken Regenfällen die Einsatzkräfte in Zams (Bezirk Landeck) ausrücken, um Wandergruppen auf dem Fernwanderweg E5 im Bereich der Unterlochalpe zu bergen. 70 Wanderer konnten laut Polizei am Vormittag den stark angestiegenen Zammerlochbach nicht mehr queren.

Tirol: Wasser zieht sich zurück

Doch auch in Kufstein sind die Aufräumarbeiten bereits angelaufen und sollen noch mehrere Tage dauern. Unterstützt wurden sie von Katastrophenzügen aus den Bezirken Innsbruck-Land und Schwaz. Die Schadenshöhe lasse sich noch nicht beziffern. Es wurde niemand verletzt.

Einsätze auch im Burgenland

Die Unwetter haben auch die Feuerwehren auch im Burgenland gefordert. Hauptsächlich galt es, überflutete Keller auszupumpen, hieß es aus der Landessicherheitszentrale. Betroffen waren die Bezirke Neusiedl am See, Mattersburg und Eisenstadt-Umgebung. Auch in der Landeshauptstadt rückten die Einsatzkräfte zu Auspumparbeiten aus. In Potzneusiedl und Neudorf bei Parndorf mussten insgesamt vier Wehren Aufräumarbeiten leisten. Steinbrunn, Zillingtal, Sigleß und Pöttsching waren ebenfalls von den Unwettern betroffen.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach den starken Regenfällen vom Wochenende sind am Montag mehrere Orte in Niederösterreich zu Katastrophengebieten erklärt worden.
  • Betroffen sind nach Angaben des Landes Neuhofen a. d. Ybbs, Ferschnitz und Euratsfeld im Bezirk Amstetten, Paudorf und Furth (beide Bezirk Krems) sowie Aggsbach-Dorf in der Gemeinde Schönbühel-Aggsbach (Bezirk Melk).
  • Besonders prekär war am Sonntagabend noch die Lage in Mittersill in Salzburg, wo die Brücke angehoben, die Pinzgauer Lokalbahn und zwei ÖBB-Strecken sowie die Felbertauernstraße und die Salzachuferstraße gesperrt waren. 
  • Am Montagmorgen stand auf den Weiden neben der Salzach das Wasser noch sieben Meter hoch, wie das "Ö1 Frühjournal" berichtete. Feuerwehrkommandant Roland Rauchenbacher berichtet jedoch, dass die Pegel fallen, wenn auch "sehr langsam".
  • An der Donau stiegen die Pegel in der Nacht noch. In Niederösterreich erwartet man sich im Laufe des Montag, dass der Wasserstand sinkt.
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