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Menschen mit Behinderung fordern "Licht ins Dunkel"-Abschaffung

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"Licht ins Dunkel" sammelt Jahr für Jahr Millionen Euro an Spenden. Firmen zahlen, statt Menschen mit Behinderung anzustellen, Politiker setzen sich ans Telefon, statt - eigentlich schon viel zu spät - die UN-Konventionen umzusetzen. Menschen mit Behinderung wollen aber Rechte, statt Almosen. Auch international kommt Kritik.

Seit 50 Jahren spenden Österreicher:innen und Firmen zu Weihnachten für "Licht ins Dunkel", Politiker setzen sich medienwirksam ans Telefon, um die Aktion zu unterstützen. Zum Jubiläum befragte die inklusive Online-Plattform "andererseits" Menschen mit Behinderung, Experten und Branchenvertreter was sie davon halten. Ihnen wäre die Einhaltung der UN-Behindertenrechtskonvention wichtiger, anstatt per "Licht ins Dunkel" als Bittsteller dargestellt zu werden.

Behindertenrat: "Sind immer Bittsteller"

In der Doku von "andererseits" wird auch gesagt, dass "Licht ins Dunkel" jedes Jahr "richtig viel Geld" sammelt. Im Vorjahr wurden so mehr als 300 Projekte aus der Sozial- und Behindertenhilfe unterstützt. Aber die Hilfe habe "immer diesen Almosencharakter. Wir sind immer Bittsteller", sagt Roswitha Schachinger, Vizepräsidentin des österreichischen Behindertenrats. Sie ist für die Abschaffung von "Licht ins Dunkel". Menschen mit Behinderung sollten nicht auf Spenden angewiesen sein, sondern deren Menschenrechte eingehalten werden.

UN-Konvention nicht eingehalten

In Österreich passiere viel, was laut UN-Konvention verboten ist, sagt Ursula Naue, die an der Uni Wien zu Behinderung und Inklusion forscht. Das Hauptproblem von "Licht ins Dunkel" sei, dass Behinderungen als etwas Schlechtes dargestellt werden. Es gehe immer darum, was nicht funktioniert, nicht darum, wie die Gesellschaft Menschen mit Hindernissen behindert.

Schon 2013 warf UN-Prüfer Stig Langvad der österreichischen Regierung "immer noch eine sehr veraltete Sichtweise von Menschen mit Behinderungen, die den Eindruck erweckt, dass sie nicht gleichwertig sind" vor. Auch für ihn war "Licht ins Dunkel" ein Negativbeispiel.

Spenden gleichen fehlende Gesetze aus

Anstatt dass Politikerinnen und Politiker Menschen mit Behinderung mit Gesetzen unterstützen, treten sie bei "Licht ins Dunkel" für eine "gute Sache" auf, wirft Naue ihnen vor. Sie verlassen sich darauf, dass Bevölkerung und Unternehmen mit Spenden das fehlen von Gesetzen ausgleichen. Dabei zahlen so manche Betriebe gleichzeitig  Jahr für Jahr Ausgleichstaxe, weil sie nicht genügend Menschen mit Behinderung angestellt haben.

ORF will an Cashcow "Licht ins Dunkel" nicht rütteln

Pius Strobl, Chef des Humanitarian Broadcasting im ORF, will die "Licht ins Dunkel"-Sendungen nicht neu konzipieren. Die Marke sei sehr bekannt und komme gut an. Zudem habe man sie mit dem Zusatz, "den Menschen sehen" neu aufgeladen, meint er. Mario Thaler, Geschäftsführer von "Licht ins Dunkel" sieht die Situation etwas anders. "Auch 'Licht ins Dunkel' sollte Möglichkeiten bieten, immer wieder kritisch zu hinterfragen, was die Politik für Menschen mit Behinderungen macht und was noch zu tun ist", sagt er gegenüber "andererseits". Man sei gut beraten, über die eigenen Grenzen zu schauen und sich an Best-Practice-Beispielen zu orientieren.

ribbon Zusammenfassung
  • "Licht ins Dunkel" sammelt Jahr für Jahr Millionen Euro an Spenden.
  • irmen zahlen, statt Menschen mit Behinderung anzustellen, Politiker setzen sich ans Telefon, statt - eigentlich schon viel zu spät - die UN-Konventionen umzusetzen.
  • Menschen mit Behinderung wollen aber Rechte, statt Almosen. Auch international kommt Kritik - an der Sendung und den Politikern.

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