APA/APA/AFP/JOSE MARIA MONTESDEOCA

Lava auf La Palma begräbt bereits mehr als 300 Häuser

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Auf der Vulkaninsel La Palma begräbt die um die 1.000 Grad heiße Lava auf ihrem Weg zum Meer ein Haus nach dem anderen. Insgesamt seien bisher 320 Gebäude und 154 Hektar Land durch die Lava zerstört worden, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des europäischen Erdbeobachtungsdienstes Copernicus. Die Schäden bezifferte Regionalregierungschef Ángel Víctor Torres einschließlich zerstörter Pflanzungen und Infrastruktur mit "sicher mehr als 400 Millionen Euro".

Die betroffenen Bewohner haben auch am Mittwoch weiter verzweifelt versucht, die wichtigsten Teile ihres Hausrats zu retten, wie der staatliche TV-Sender RTVE berichtete. In dem Ort Todoque wurden Erinnerungsstücke, Kleidung, Möbel, Fahrräder, Matratzen und vieles andere, was nicht niet- und nagelfest war, auf Lastwagen verladen. Auf diesen saßen weinende Menschen, die ihre Häuser für immer verlassen mussten. "Das wichtigste sind Dokumente zum Eigentum, denn danach werden sie uns später fragen, wenn hier nichts mehr ist", sagte ein Anrainer. Verletzte gab es weiter nicht.

Die Einsatzkräfte versuchten inzwischen verzweifelt den Lavastrom umzuleiten, um ein Dorf zu retten. "Ein Versuch kostet nichts", vermerkte die Feuerwehr auf Twitter, nachdem sie in der Nacht auf Mittwoch Bagger eingesetzt hatte, um die Lava von dem Dorf Todoque fernzuhalten und stattdessen in eine Schlucht umzulenken.

Der Vulkan in der Cumbre Vieja im Süden der Kanareninsel, der am Sonntag erstmals seit 50 Jahren wieder ausgebrochen war, gewährte den Menschen aber zumindest eine kleine Schonfrist, denn die Lavaströme schoben sich immer langsamer voran. Wälzte sich die mehrere Meter hohe Lavamasse anfangs noch mit 700 Metern pro Stunde bergab Richtung Meer, waren es am Mittwoch nur noch 200 Meter.

Wann die Lava die Küste erreichen würde, war weiter unklar. Die Behörden rechnen dann mit giftigen Dämpfen, die beim Kontakt der Lava mit dem salzigen Meerwasser entstehen. Forscher David Calvo vom kanarischen Vulkanforschungsinstitut Involcan mahnte zu äußerster Vorsicht angesichts der zu erwartenden Gase und Wasserdämpfe und verglich das Zusammentreffen von Lava und Meerwasser mit einem "Kampf der Titanen". Ein Wind aus Nordost trieb Rauch und Asche jedoch auf den Atlantik hinaus, wo aber die kleinere, 75 Kilometer entfernte Insel El Hierro mit rund 11.000 Einwohnern liegt.

Laut Involcan spuckt der Cumbre Vieja seit Beginn der Eruption jeden Tag zwischen 6.000 und 11.500 Tonnen Schwefeldioxid aus. Die Wolke hat bereits die Küste Marokkos erreicht und sollte noch am Mittwoch über dem spanischen Festland eintreffen, bevor sie sich weiter Richtung Balearen und Südfrankreich fortbewegt. Bis Freitag soll sie demnach den gesamten westlichen Mittelmeerraum und einen großen Teil der nordafrikanischen Maghreb-Region bedecken.

La Palma liegt ganz im Nordwesten der Kanaren, einer Inselgruppe vulkanischen Ursprungs im Atlantik vor der Westküste Afrikas. Sie ist 85 Kilometer von der nächstgelegenen größeren und bei Touristen sehr beliebten Insel Teneriffa und 57 Kilometer von La Gomera entfernt. Massentourismus wie auf den bekannteren Kanareninseln Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote gibt es auf La Palma nicht.

ribbon Zusammenfassung
  • Insgesamt seien bisher 320 Gebäude und 154 Hektar Land durch die Lava zerstört worden, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des europäischen Erdbeobachtungsdienstes Copernicus.
  • Wälzte sich die mehrere Meter hohe Lavamasse anfangs noch mit 700 Metern pro Stunde bergab Richtung Meer, waren es am Mittwoch nur noch 200 Meter.
  • Wann die Lava die Küste erreichen würde, war weiter unklar.

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