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Mehr als 5.000 Tote durch Erdbeben in Türkei und Syrien

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Einen Tag nach den schweren Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze ist die Zahl der Toten auf über 5.000 gestiegen.

In der Türkei seien inzwischen 3.419 Tote gezählt worden, sagte der türkische Vizepräsident Fuat Oktay. Aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Syrien wurden mehr als 1.600 Todesopfer gemeldet. Zahlreiche Länder sagten Unterstützung zu, aus Österreich machte sich eine Bundesheereinheit auf den Weg.

Nachbeben und Wetter behindern Rettungsarbeiten 

Nachbeben und das schlechte Wetter mit niedrigen Temperaturen und Regen behinderten die Rettungsarbeiten und Hilfslieferungen. Hinzu kommen schlechte Internetverbindungen und beschädigte Straßen zwischen einigen der am stärksten betroffenen türkischen Städte, in denen Millionen von Menschen leben. In die drei am meisten betroffenen Provinzen Hatay, Kahramanmaras and Adiyaman dürften nur noch Rettungsfahrzeuge und Hilfstransporte fahren, sagte Oktay. Dasselbe gelte für den Verkehr aus den drei Provinzen.

Erdbeben Türkei Syrien Karte Grafik

In Syrien wurden Behörden und Einsatzkräften zufolge mindestens 1.602 Tote gezählt. In den von der Regierung kontrollierten Gebieten stieg ihre Zahl der staatlichen Nachrichtenagentur Sana auf mindestens 812 an. Die Zahl der Verletzten liegt demnach in den betroffenen Provinzen Aleppo, Latakia, Hama, Idlib und Tartus bei mindestens 1.449. In den Rebellengebieten im Nordwesten des Landes wurden den Einsatzkräften zufolge mindestens 790 Tote registriert. Nach Angaben des von der Opposition betriebenen Zivilschutzes sind noch Hunderte Familien unter den Trümmern zerstörter Gebäude verschüttet. Die Zeit, sie zu retten, werde knapp, sagte der Leiter der als "Weißhelme" bekannten Organisation im von Rebellen kontrollierten Nordwesten Syriens, Raed al-Saleh. Für die Rettungseinsätze werde dringend internationale Hilfe benötigt. Nach Angaben der UN ist die Grenze wegen logistischer Probleme aber weiterhin geschlossen.

Mehr als 13 Millionen Menschen in der Türkei betroffen

Mehr als 13 Millionen Menschen in der Türkei sind nach Einschätzung der Regierung von der Erdbebenkatastrophe betroffen. "Dieses Erdbeben hat 13,5 Millionen unserer Bürger direkt betroffen", sagte Städteminister Murat Kurum am Dienstag. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ergebe eine Übersicht der betroffenen Gebiete in beiden Ländern, dass "potenziell 23 Millionen Menschen" den Folgen des Bebens ausgesetzt seien, darunter fünf Millionen ohnehin besonders verletzliche Menschen, so die hochrangige WHO-Vertreterin Adelheid Marschang in Genf.

13.740 Such- und Rettungskräfte

Die türkische Katastrophenbehörde Afad teilte mit, dass 13.740 Such- und Rettungskräfte eingesetzt und mehr als 41.000 Zelte, 100.000 Betten und 300.000 Decken in die Region geschickt worden seien. Über das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU sind bereits 27 Such- und Rettungsteams mobilisiert worden. Wie der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Dienstagvormittag mitteilte, entspricht das insgesamt mehr als 1.150 Rettungskräften und 70 Hunden.

Marcus Bachmann, Einsatzleiter und humanitärer Berater von Ärzte ohne Grenzen Österreich, spricht über die Hilfe seiner Organisation in den betroffenen Erdbebengebieten. 

Hilfe aus Griechenland und Israel angekommen

Griechenland schickte trotz der Spannungen mit der Türkei am Montag eine Rettungsmannschaft mit Spürhunden ins Erdbebengebiet. Eine israelische Hilfsdelegation ist in der Türkei angekommen, um dort nach den schweren Erdbeben bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Hilfszusagen kamen etwa auch aus Großbritannien, Indien, Pakistan, Finnland, Schweden, Russland, der von Russland angegriffenen Ukraine sowie den USA.

85 Österreichische Soldatinnen und Soldaten fliegen in die Türkei

Am Dienstag sollten 85 Soldatinnen und Soldaten der "Austrian Forces Disaster Relief Unit" (AFDRU) in die Türkei abreisen, um dort Verschüttete zu retten. Nach bereits erfolgter Freigabe durch die EU wird sich das Erkundungsteam von Linz-Hörsching auf den Weg machen, am Vormittag am Flughafen Wien-Schwechat weiteres Equipment verladen und am Nachmittag werden die verbliebenen Kräfte abfliegen. Das Bundesheer würde daher gemeinsam mit freiwilligen Helfern und mit den örtlichen Rettungsorganisationen bei der Suche nach Verschütteten helfen. Der Katastrophenhilfeeinsatz ist nach derzeitigen Planungen für etwa zehn Tage anberaumt, sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat den Erdbeben-Opfern in der Türkei die Unterstützung Österreichs zugesichert. 

Neben den Bundesheerkräften wird Österreich nach einer Anfrage der Türkei nach entsprechenden Kräfte beim Zivilschutzmechanismus der Europäischen Union ein Team aus Vorarlberg in das Gebiet schicken. Bei den 25 Spezialisten handelt es sich um Feuerwehrleute, vier Hundeführer der Bergrettung mit speziell ausgebildeten Hunden, sowie um drei Notärzte. Derzeit wird der Transport in die Türkei organisiert.

Major Bernhard Lindenberg erklärt die Vorgehensweise bei der Hilfsmission in der Türkei. 

Nach aktuellem Stand: Keine österreichischen Staatsbürger unter Opfern

Nach derzeitigen Kenntnisstand sind keine österreichischen Staatsbürger unter den Opfern oder den Vermissten, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Außenministerium in Wien. Mittlerweile haben sich einige betroffene österreichische Staatsbürger an das Ressort gewandt, die jedoch unversehrt waren. Eine verschüttete österreichische Staatsbürgerin konnte mit leichten Verletzungen geborgen werden. Das Außenministerium sowie die Vertretungen stehen mit allen Betroffenen in Kontakt und unterstützen diese dabei, eine ehestmögliche Rückflugmöglichkeit zu finden.

In der Nacht auf Montag hatte ein erstes Beben der Stärke 7,9 die Grenzregion erschüttert. Am frühen Montagnachmittag folgte dann eine weiteres Beben mit einer Stärke von 7,7. Nach Angaben des European Mediterranean Seismological Centre erschütterte Dienstagfrüh ein weiteres Erdbeben der Stärke 5,6 die Zentraltürkei.

Alle aktuellen Infos können Sie im PULS 24 Liveblog nachlesen:

1999 Beben mit ähnlicher Stärke

Das Beben vom Montag war das verheerendste in der Türkei seit einem Beben ähnlicher Stärke im Jahr 1999, bei dem mehr als 17.000 Menschen ums Leben kamen. Das Epizentrum lag nahe der südtürkischen Stadt Gaziantep.

ribbon Zusammenfassung
  • Einen Tag nach den schweren Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze ist die Zahl der Toten auf über 5.000 gestiegen.
  • In der Türkei seien inzwischen 3.419 Tote gezählt worden, sagte der türkische Vizepräsident Fuat Oktay.
  • Aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Syrien wurden mehr als 1.600 Todesopfer gemeldet.
  • Österreich hat Hilfe in Form von drei Millionen Euro zugesagt. Außerdem werden Bergretter mit Suchhunden und eine Spezialeinheit des Bundesheeres in die Krisengebiete geschickt.

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