AFP

Erdbeben in Türkei und Syrien: Mehr als 11.000 Tote

0

Fast 60.000 Hilfskräfte sind in die betroffene Region gereist. Die Zahl der Toten hat sich im Vergleich zum Vortag verdoppelt. Die Hoffnung darauf, Überlebende zu finden, schwindet, auch weil die Wetterbedingungen sich verschlechtern. In Syrien sind die Bergungsarbeiten noch nicht im selben Ausmaß angelaufen wie in der Türkei. 

Zwei Tage nach den schweren Erdbeben im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien ist die Zahl der geborgenen Todesopfer rasant angestiegen. Laut "New York Times" gibt es mittlerweile mehr als 11.100 Tote. Mehr als 37.000 Verletzte wurden bisher gezählt. 72 Stunden gelten als kritisches Fenster für die Rettung von Verschütteten. Die Zahl der Toten dürfte in den kommenden Stunden stark ansteigen, es gibt keine Schätzungen zur Anzahl der Vermissten.

Die aktuellen Entwicklungen finden Sie in unserem Liveblog. Organisationen, die Spenden für die Katastrophenhilfe sammeln, finden Sie hier.

In Syrien starben laut dem dortigen Gesundheitsministerium sowie der Rettungsorganisation Weißhelme 2.500 Menschen. Noch immer werden zahlreiche Menschen in den Trümmern vermutet. Tausende Betroffene sind obdachlos geworden und harren bei teils eiskaltem und stürmischem Winterwetter aus.

Erdogan reist in Gebiet

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief den Notstand in den betroffenen Gebieten aus. Er gelte für drei Monate in zehn Provinzen im Süden des Landes, sagte Erdogan am Dienstag. Zugleich erklärte er die Region zum Katastrophengebiet. International lief die Hilfe an, erste Teams auch aus Österreich trafen im Katastrophengebiet ein. 70 Länder hätten inzwischen ihre Unterstützung bei den Such- und Rettungsmaßnahmen angeboten, sagte Erdogan. Die Regierung plane zudem, Betroffene vorübergehend in Hotels in der westlich gelegenen Tourismusmetropole Antalya unterzubringen.

Erdbeben Türkei Syrien 6.2.2023PULS 24

Erdbeben Türkei Syrien 6.2.2023

Insgesamt seien rund 60.000 Helfer vor Ort. Oktay sagte, dass in der Nacht zu Mittwoch internationale und lokale Teams vor allem in die Provinzen Adiyaman, Hatay und Kahramanmaras gebracht würden, teils auf dem Luftweg. Die Wetterbedingungen ließen solche Flüge zu, was die Arbeit erleichtere.

Zwei Österreicher unter Toten

Wie das Außenministerium Dienstagmittag mitteilte, wurden zwei Österreicher in der Provinz Kahramanmaras in Anatolien tot geborgen. Weitere Vermisste gäbe es aktuell nicht. Nach Schätzungen des Pacific Disaster Centers, einer US-Organisation für Katastrophenhilfe, sind insgesamt rund 23 Millionen Menschen betroffen. Im Erdbebengebiet suchen Retter weiter unter großem Zeitdruck nach Überlebenden unter den Trümmern eingestürzter Häuser.

 

Notstand wurde verhängt

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief den Notstand in den betroffenen Gebieten aus. Er gelte für drei Monate in zehn Provinzen im Süden des Landes, sagte Erdogan am Dienstag. Zugleich erklärte er die Region zum Katastrophengebiet. International lief die Hilfe an, erste Teams auch aus Österreich trafen im Katastrophengebiet ein. 70 Länder hätten inzwischen ihre Unterstützung bei den Such- und Rettungsmaßnahmen angeboten, sagte Erdogan. Die Regierung plane zudem, Betroffene vorübergehend in Hotels in der westlich gelegenen Tourismusmetropole Antalya unterzubringen.

Die Zahl der Toten dürfte Experten zufolge weiter steigen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, befürchtet, dass Tausende Kinder darunter sein dürften. Das Beben in der Türkei war das Schwerste seit einem Beben ähnlicher Stärke im Jahr 1999, bei dem mehr als 17.000 Menschen ums Leben kamen. "Es ist ein Wettlauf mit der Zeit", sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Jede Minute, jede Stunde, die verstreicht, schmälert die Chancen, noch jemanden lebend zu finden."

Hilfe in Syrien dauert an

Während in der Türkei Hilfe großflächig angelaufen ist, warten viele Betroffene in Syrien auf Rettungsteams. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte die Öffnung aller Grenzübergänge, um auch in Syrien schnellere Hilfe zu ermöglichen.

In Syrien öffneten Moscheen ihre Pforten, um Betroffene aufzunehmen. Nach Angaben der Regierung und von Rettungskräften in den von der Regierung kontrollierten Regionen und von Rebellen gehaltenen Gebieten im Nordwesten des Landes starben mindestens 1.800 Menschen. Auch hier werden noch viele Opfer unter den Trümmern vermutet. Die Region hatte schon unter dem syrischen Bürgerkrieg besonders zu leiden. Zerstörte Straßen und der harte Winter erschweren den Vereinten Nationen zufolge die Rettungsarbeiten. In Hama wurden am Dienstag die ersten Toten beerdigt. "Es ist schrecklich", sagte Abdallah al Dahan, ein Einwohner der Stadt. "In meinem ganzen Leben habe ich so was noch nicht gesehen, bei allem was uns schon widerfahren ist."

13,5 Millionen betroffene

In der Türkei sind den Behörden zufolge 13,5 Millionen Menschen betroffen. Das Gebiet erstreckt sich in der Türkei über 450 Kilometer von Adana im Westen bis Diyarbakir im Osten und über 300 Kilometer von Malatya im Norden bis Hatay im Süden. Im Katastrophengebiet herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Verheerende Hilfsbedigungen

Der türkische Wetterdienst sagte teils Schneefall und Regen voraus. Nachbeben und das schlechte Wetter mit niedrigen Temperaturen und Regen behinderten am Dienstag die Rettungsarbeiten und Hilfslieferungen. Hinzu kommen schlechte Internetverbindungen und beschädigte Straßen zwischen einigen der am stärksten betroffenen türkischen Städte, in denen Millionen von Menschen leben. In die drei am meisten betroffenen Provinzen Hatay, Kahramanmaras and Adiyaman dürften nur noch Rettungsfahrzeuge und Hilfstransporte fahren, sagte Oktay. Dasselbe gelte für den Verkehr aus den drei Provinzen.

Die türkische Katastrophenbehörde AFAD teilte mit, dass 13.740 Such- und Rettungskräfte eingesetzt und mehr als 41.000 Zelte, 100.000 Betten und 300.000 Decken in die Region geschickt worden seien. Über das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU sind bereits 27 Such- und Rettungsteams mobilisiert worden. Wie der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Dienstagvormittag mitteilte, entspricht das insgesamt mehr als 1.150 Rettungskräften und 70 Hunden.

Internationale Hilfe läuft an

Griechenland schickte trotz der Spannungen mit der Türkei am Montag eine Rettungsmannschaft mit Spürhunden ins Erdbebengebiet. Eine israelische Hilfsdelegation ist in der Türkei angekommen, um dort nach den schweren Erdbeben bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Hilfszusagen kamen etwa auch aus Großbritannien, Indien, Pakistan, Finnland, Schweden, Russland, der von Russland angegriffenen Ukraine sowie den USA.

Am Dienstag reisten auch 85 Soldatinnen und Soldaten der "Austrian Forces Disaster Relief Unit" (AFDRU) in die Türkei, um dort Verschüttete zu retten. Neben den Bundesheerkräften wird Österreich nach einer Anfrage der Türkei beim Zivilschutzmechanismus der Europäischen Union ein Team aus Vorarlberg in das Gebiet schicken. Bei den 25 Spezialisten handelt es sich um Feuerwehrleute, vier Hundeführer der Bergrettung mit speziell ausgebildeten Hunden sowie um drei Notärzte. Derzeit wird der Transport in die Türkei organisiert, das insgesamt 32-köpfige Team mit weiteren Helfern aus anderen Teilen Österreichs reist im Laufe des Tages Richtung des Einsatzgebiets in Kahramanmaras, hieß es auf der Facebook-Präsenz der österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes.

In der Nacht auf Montag hatte ein erstes Beben der Stärke 7,9 die Grenzregion erschüttert. Am frühen Montagnachmittag folgte dann ein weiteres Beben mit einer Stärke von 7,7. Nach Angaben des European Mediterranean Seismological Centre erschütterte Dienstagfrüh ein weiteres Erdbeben der Stärke 5,6 die Zentraltürkei.

ribbon Zusammenfassung
  • Fast 60.000 Hilfskräfte sind in die betroffene Region gereist. Die Zahl der Toten steigt mehr als 48 Stunden nach dem Erdbeben rasant an.
  • Zuletzt wurde eine Frau nach 52 Stunden aus den Trümmern geborgen.
  • Die Hoffnung darauf, Überlebende zu finden, schwindet, auch weil die Wetterbedingungen sich verschlechtern. In Syrien sind die Bergungsarbeiten noch nicht im selben Ausmaß angelaufen wie in der Türkei. 

Mehr aus Chronik