Der Deutsche Erik N. kämpft in der Ukraine: "Nicht wie in einem Hollywoodfilm"

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Installateur Erik N. hat einen deutschen Vater und eine ukrainische Mutter. Als der Krieg ausbrach, machte er sich auf in die Ukraine, um seine Großeltern nach Deutschland zu bringen. Er kämpfte an der Front und durfte nach der Befreiung Chersons als einer der ersten in die Stadt. PULS 24 erzählt er von der andauernden Bombardierung, der Angst des Westens und dass der Krieg noch nicht vorbei sei - auch für ihn nicht.

"Ich hab getan, was getan werden musste", erzählt Erik N. PULS 24. Ob man ihn nachher als Kriegsverbrecher darstellen werde, sei ihm egal. Zu Kriegsbeginn sei der Installateur in die Ukraine gekommen, "um meine Großeltern rauszuholen und ihnen Medikamente zu bringen". Durch seine Deutsch-, Russisch- und Englischkenntnisse habe er dann begonnen, für die Soldaten bei der Ausbildung zu übersetzen und sei "im Militär gelandet".

"Werde meine Großeltern evakuieren"

Er habe an der Front gekämpft, sei in Cherson gelandet und "übermorgen werde ich meine Großeltern evakuieren", erzählt der Deutsche.  Den Über-80-Jährigen gehe es den Umständen entsprechend gut. In Cherson sei es kalt. Es gebe keinen Strom, kein Wasser und keine vernünftige Heizung. 

Soldat im Selbststudium

Er selbst habe keinerlei Militärerfahrung gehabt, bevor er in die Ukraine kam. Er sei Heizungsbauer und habe auch im Security-Bereich gearbeitet. Als er für die Soldaten übersetzte, habe er dabei selbst ausgebildet. Durch seinen militärischen Status durfte Erik als als einer der ersten nach Cherson, nachdem die Ukrainer die Stadt zurückeroberten. "Die Menschen sind sehr glücklich", beschreibt der Deutsche die Lage in der Stadt, "aber der Krieg ist nicht vorbei". Auch Cherson werde weiter bombardiert. 

Kampf von Baum zu Baum - und Gebete

Den Krieg dürfe mach sich nicht vorstellen "wie in einem Hollywoodfilm", erzählt Erik N. von seinen Front-Erfahrungen. Man kämpfe von Baumreihe zu Baumreihe. "Wenn's da anfängt zu knallen, betet man schon, dass das nächste Ding nicht zu nah rankommt."

Acht Monate Kampf, jetzt "ein kleines Päuschen"

N. habe sich vertraglich verpflichtet, bis zur Eroberung von Cherson für die Ukraine zu kämpfen. Dieser Vertrag sei jetzt ausgelaufen. Nun sei er Zivilist und habe einen besonderen Status: "Vitamin B, wie man so sagt." Nach acht Monaten bräuchte er "ein kleines Päuschen", wenn die Großeltern evakuiert seien. Er plane aber, vor allem in Angesicht des kommenden Winters, weiterzuhelfen. Ob er nach Deutschland zurückkehren werde, um das von dort aus zu tun, wisse er noch nicht.

Westen könnte Krieg beenden, hat aber Angst

Würden die westlichen Staaten alle zusammenhalten, ist sich der deutsche Kämpfer sicher, "würde man das sicher beenden können". Aber vor dem "großen russischen Bären" hätten alle Angst. Deutschland habe viel, aber langsam geholfen, lässt er Kritik an seinem Heimatland anklingen. In Cherson sei jedenfalls von der Hilfe nichts angekommen. N. würde sich wünschen, dass die Deutschen "das ein bisschen ernster nehmen."

ribbon Zusammenfassung
  • Installateur Erik N. hat einen deutschen Vater und eine ukrainische Mutter. Als der Krieg ausbrach, machte er sich auf in die Ukraine, um seine Großeltern nach Deutschland zu bringen.
  • Er kämpfte an der Front und durfte nach der Befreiung Chersons als einer der ersten in die Stadt.
  • PULS 24 erzählt er von der andauernden Bombardierung, der Angst des Westens und dass der Krieg noch nicht vorbei sei - auch für ihn nicht.

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