Covid-Stationsleiter Valipour: Viele Patienten haben "Atemnot und Todesangst"

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Viele Ungeimpfte auf den Intensivstationen bereuen es, nicht geimpft zu sein, sagt Lungenfacharzt Arschang Valipour. Viele leiden an Atemnot und hätten Todesangst, schildert er auf PULS 24.

"Ein gutes Immunsystem ist keine Garantie", sagt  Arschang Valipour, Lungenfacharzt und Leiter der Covid-Station in Wien-Floridsdorf. Die meisten Corona-Patienten auf den Intensivstationen sind nicht gegen das Coronavirus geimpft. "Die meisten bereuen tatsächlich", so Valipour, dass sie sich nicht impfen lassen haben. Es seien Termingründe oder auch Falschinformationen, die die Impfung verhindert hätte.  

"Viele unserer Patienten haben Atemnot und Atemnot ist verbunden mit Todesangst", beschreibt der Arzt die Auswirkung der Covid-Erkrankung. Mit Gesprächen, viel Einfühlungsvermögen und oft auch psychologischer Betreuung werde versucht Patienten und Angehörigen, die große Angst haben, das Leben zu erleichtern. Hinter jeder Familie stecke eine Person, eine Geschichte, eine Familie. Das müsse man bedenken. 

Dass die Corona-Impfung tatsächlich hoch wirksam ist, belegen auch neue Zahlen der Gesundheitsagentur AGES. Demnach ist das Risiko für eine Infektion mit Symptomen unter Geimpften um mindestens 88 Prozent geringer ist als unter Ungeimpften. Auf den Intensivstationen wurden am Dienstag von 201 Patienten "nur" 23 Impfdurchbrüche behandelt. Unter den Schwerstkranken sind also 89 Prozent ungeimpft.

 

Vierte Welle habe sie bereits abgezeichnet

Mit 2.624 Neuinfektionen verzeichnete Österreich am Mittwoch den höchsten Wert seit April. Das überrascht Arschang Valipour, Lungenfacharzt und Leiter der Covid-Station bei Sabine Loho im Newsroom LIVE nicht. Die Welle hätte sich bereits Anfang August abgezeichnet als bei ihm an der Klinik Floridsdorf wieder die ersten Covid-Intensivpatienten aufgenommen wurden.

Inzwischen "befinden wir uns bereits in einer kritischen Phase, wo begonnen wird, Operationen zu verschieben", bestätigt der Lungenfacharzt die neuesten Zahlen der AGES. "Wir müssen jeden Tag abwägen, welche Operationen kann man machen, oder müssen wir verschieben?" Mehr dazu: 

Corona-Falschaussagen Kickls "unerhört"

Es sei "unerhört", was FPÖ-Chef Herbert Kickl über Impfungen sage. Dessen Aussagen machen Valipour fassungslos. Es sei durch hunderttausende Testpatienten in Zulassungsstudien bewiesen, dass Impfungen wirken. Das wäre bereits Anfang des Jahres gewesen. Seither sind Milliarden von Menschen geimpft worden. Die Impfung wirke und sei zu 99 Prozent sicher. Fast alle Personen, die eingeliefert werden seien ungeimpft. Aktuell sei niemand auf seiner Intensivstation geimpft. "Wenn man das nicht glaubt, dann lade ich jeden Politiker ein, uns zu besuchen." 

Jeder gefordert, mit Impf-Skeptikern zu reden

Der Experte ist für mehr Aufklärung. Sportler und Influencer sollten sich für Impfungen einsehen. "Wenn sie mich fragen, sollte man, wenn man den Fernseher aufdreht 24/7 Pro-Impfkampagnen sehen." Es wäre aber auch jeder individuell gefordert. In jedem Umfeld gebe es Impf-kritische Personen, mit denen man reden könne. 

Die neu eingeführte FFP2-Maskenpflicht wäre ein wichtiger Baustein, könne aber nicht alles sein. Neben Inzidenzen und Spitalszahlen dürfe man auch nicht auf Long-Covid-Patienten vergessen, die nicht aufscheinen. 

"Unsere Sorge ist, dass viel mehr Kinder spitalspflichtig werden". Man wisse, dass nur rund ein Prozent der Kinder wegen Corona ins Spital kommen, aber "wenn hundert- oder Zweihunderttausend betroffen sind, sind das tausend bis zweitausend Kinder." Erwachsene würden mit ihrer Impfung Kinder mitschützen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Viele Ungeimpfte auf den Intensivstationen bereuen es, nicht geimpft zu sein, sagt Lungenfacharzt Arschang Valipour. Viele leiden an Atemnot und hätten Todesangst, schildert er auf PULS 24.

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