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Abwasser-Analyse: Erste Anzeichen für Gipfel der Corona-Welle

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Noch werden die Neuinfektionen steigen, analysierte Herbert Insam die aus dem Abwasser gewonnenen Daten. Es gebe aber auch erste zarte Hinweise, dass sich die Entwicklung mancherorts einbremsen könnte - allerdings mit vielen Fragezeichen dahinter.

Der von Omikron verursachte große Infektionsanstieg schlägt sich etwas abgeschwächt auch im Abwassermonitoringsystem nieder. Die aktuellen Daten zeigen laut dem Leiter des "Schulstandortmonitorings", Heribert Insam, weiterhin nahezu bundesweit steigende Tendenzen. In Wien waren die Kläranlagenwerte zuletzt auf hohem Niveau gleichbleibend.

Omikron-Anteil bei Infizierten teils über 90 Prozent

Die teils bis zum 16. Jänner reichenden neuen Daten weisen für ganz Österreich hohe SARS-CoV-2-Konzentrationen im Abwasser aus. "Omikron hat sich flächendeckend mit wenigen Ausnahmen durchgesetzt", so Insam im Gespräch mit der APA. In Ballungsräumen wie Wien, Salzburg oder im Vorarlberger Rheintal kommt die neue dominante Variante mittlerweile auf Anteile um die 90 Prozent und darüber. Weltweit erstmalig konnte in den Abwasserproben auch die Omikron-Subvariante "BA.2" nachgewiesen werden.

Virenlast steigt weniger stark

Die Viren-Levels gehen aktuell vielerorts nicht mehr so stark durch die Decke, wie es zuletzt die Inzidenzen taten. "Man sieht einen Anstieg, der ist aber nicht wirklich drastisch", sagte Insam. Das ist erstaunlich, da sich in vorhergehenden Wellen die Neuinfektionszahlen der kommenden Woche in den Kläranlagenanalysen der Vorwoche fast punktgenau vorhersehen ließen. Woher die relativ schaumgebremsten Werte in den Proben herrühren, lässt die Wissenschafter noch rätseln.

Bergthaler: Abwassermonitoring als "globaler Überblick", um Virusmutationen zu erkennen

Neuinfektions-Höhepunkt in Wien könnte bevorstehen 

Zum Beispiel in Wien war trotzdem in den vergangenen Wochen auch im Abwasser ein massiver Aufschwung zu sehen. Bei den letzten Messungen stagnieren nun aber die Werte bzw. zeigen leicht nach unten. Gleichzeitig gehen die Inzidenzen in der Bundeshauptstadt noch weiter stark hinauf. "Das zeigt uns auch, dass die Inzidenzen sehr stark von der Teststrategie abhängen", so Insam. Manche ganz aktuelle Anlagen-Messwerte, wie eben jene aus der Hauptkläranlage Wien, präsentieren sich mittlerweile etwas abgeflacht. Dies könnten erste Anzeichen für das baldige Erreichen einer Infektionsspitze in der Omikron-Welle sein. Eine solche Einschätzung sei aber noch als äußerst vage anzusehen, betonte der Wissenschafter.

Es könne sein, dass bei Omikron-Infektionen im Schnitt weniger Viren pro Person über den Stuhl ausgeschieden werden. Das diskutiere man gerade mit internationalen Teams, die ähnliche Analysen durchführen. Es sei aber auch denkbar, dass die mittlerweile hohen Impfraten die Virenlasten reduzieren. "Es ist noch nicht ganz klar, warum das Abwassersignal nicht mehr so deutlich ist wie früher", so Insam.

Seit April 2020 werden SARS-CoV-2-Erbgutrückstände im Abwasser aus dem Kläranlagen-Zulauf von 108 Anlagen in ganz Österreich untersucht. Sie spiegeln einen Großteil der Bevölkerung wieder. Mit an Bord ist auch der seit Beginn des Jahres als Professor für Molekulare Immunologie an der Medizinischen Universität Wien tätige Virologe Andreas Bergthaler, der die Erreger-RNA in den Proben mit seinem Team entschlüsselt (Ganzgenom-Sequenzierung), und die Anteile der jeweiligen Varianten bestimmt. An der MedUni Wien wird überdies von einem Team um Harald Esterbauer ein Variantenscreening durchgeführt. 

ribbon Zusammenfassung
  • Der von Omikron verursachte große Infektionsanstieg schlägt sich etwas abgeschwächt auch im Abwassermonitoringsystem nieder.
  • Die aktuellen Daten zeigen laut dem Leiter des "Schulstandortmonitorings", Heribert Insam, weiterhin nahezu bundesweit steigende Tendenzen.
  • In Wien waren die Kläranlagenwerte zuletzt auf hohem Niveau gleichbleibend.
  • Zum Beispiel in Wien war trotzdem in den vergangenen Wochen auch im Abwasser ein massiver Aufschwung zu sehen.

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