APA/APA (Archiv)/ROLAND SCHLAGER

Die Menschen in Österreich sind wieder mobiler

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Über den Sommer und schlussendlich zum Schulstart haben sich die Österreicher wieder als fast so mobil erwiesen wie vor dem Corona-Lockdown. Das lässt sich an Analysen anonymisierter Bewegungsdaten des Telekomunternehmens A1 und der Firma Invenium ablesen.

Die Menschen in Österreich sind wieder unterwegs. Vor dem Lockdown haben circa 75 Prozent der Menschen in Österreich täglich mehr als einen Kilometer zurückgelegt. Im März und April sank dieser Wert auf rund 43 Prozent. Über den Sommer ist die Mobilität in Österreich wieder gestiegen. Seit Schulbeginn liegt die Gruppe der "Mobilen" wieder bei 73 Prozent. Das zeigen Analysen anonymisierter Bewegungsdaten des Telekomunternehmens A1 und der Firma Invenium. 

Dort zeigt sich aber auch die Tourismus-Misere vieler Städte - allen voran beim "Extremausreißer" Wien.

Der Ausgangswert sei noch nicht ganz erreicht, sagen die Experten von A1 und Ivenium, die über lange Zeit hinweg regelmäßig Auswertungen an den Covid-19-Krisenstab lieferten. Kleinere Unterschiede zu "vorher" könnten auf die Zunahme beim Homeoffice zurückzuführen sein. Ob der jüngste Aufruf der Regierung, wieder vermehrt im Homeoffice zu arbeiten, Wirkung zeigt, lasse sich anhand der Daten noch nicht sagen. Die Experten seien mit dem Bundeskanzleramt zu einem "Basisreporting" in Kontakt, etwa über mögliche Auswirkungen der regionalen orangen Ampelschaltungen, sagt Mario Mayerthaler von A1.

Touristen fehlen

Noch deutlich sichtbar ist die Coronakrise an vielen städtischen Tourismus-Hotspots: Am stärksten ist der Rückgang in Wien, das zeigen auch die Mobilitäts- inklusive Roamingdaten. Während die Mariahilfer Straße im Lockdown quasi leer gefegt war, stieg das Passantenaufkommen dort im Mai wieder an. Im Jahresvergleich mit dem September 2019 sind auf der Shoppingmeile momentan aber noch immer rund ein Viertel weniger Menschen unterwegs.

Am sehr touristisch geprägten Stephansplatz und am Graben in Wien beträgt der Rückgang im Jahresvergleich 36 Prozent. "Da fehlen die internationalen Touristen", sagte Mayerthaler. Die machen dort sonst rund ein Drittel der Passanten aus, aktuell sind es in etwa 14 Prozent. Anhand der eingewählten ausländischen SIM-Karten zeige sich, "dass vor allem die deutschen Gäste stark auslassen". Im September-Vergleich sieht man, dass nur etwa halb so viele Deutsche wie sonst dort zugegen sind. Gäste aus Ländern wie Großbritannien bleiben fast vollständig fern, zeigen die Analysen. Wesentlich geringer ist das Gesamtbesucher-Minus etwa in der Innsbrucker Innenstadt mit sieben Prozent unter dem Durchschnitt.

Der Wunsch des Städtetourismus, dies mit einem Plus an heimischen Gästen wettzumachen, habe sich laut den Experten definitiv nicht erfüllt. An Sehenswürdigkeiten beispielsweise in Niederösterreich gebe es hingegen teils stattliche Zuwächse zu verzeichnen, sagt Michael Cik von Invenium.

Deutlich weniger stark genutzt werden öffentliche Verkehrsmittel, sagt Cik. Mit einem aktuell verzeichneten österreichweiten Fahrgäste-Minus von 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum Vorkrisen-Schnitt "haben wir hier immer noch eine größere Thematik", so der Verkehrswissenschafter. Dem gegenüber hat der motorisierte Individualverkehr wieder sein übliches Ausmaß erreicht.

Basis für die Analysen über die Bewegungsmuster in Österreich liefern Information darüber, welche Mobiltelefone sich über die SIM-Karte über den Tag verteilt an welchen Handymasten einwählen. Die Grunddaten bleiben bei A1. Die Analysen macht Invenium, einem Spin-off der Technischen Universität (TU) Graz. Jedes Handy erhält aus Datenschutzgründen eine für das Tracking automatisch zufällig generierte Nummer zugewiesen, die alle 24 Stunden neu vergeben wird

ribbon Zusammenfassung
  • Über den Sommer und schlussendlich zum Schulstart haben sich die Österreicher wieder als fast so mobil erwiesen wie vor dem Corona-Lockdown.
  • Das lässt sich an Analysen anonymisierter Bewegungsdaten des Telekomunternehmens A1 und der Firma Invenium ablesen.
  • Dort zeigt sich aber auch die Tourismus-Misere vieler Städte - allen voran beim "Extremausreißer" Wien.
  • Gäste aus Ländern wie Großbritannien bleiben fast vollständig fern, zeigen die Analysen.

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