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"Abscheuliche" Aufnahmen von Polizeigewalt: Proteste in den USA

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Die US-Regierung hat kurz vor der Veröffentlichung des Videos einer tödlichen Polizeikontrolle dazu aufgerufen, bei möglichen Demonstrationen friedlich zu bleiben.

"Gewalt ist nicht akzeptabel", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, am Freitag. "Wir verstehen die Empörung, die die Menschen derzeit empfinden, und wir verstehen, wie (...) schmerzhaft das ist."

Anfang Jänner war der schwarze Tyre Nichols nach einer Verkehrskontrolle gestorben. Den inzwischen entlassenen Beamten - ebenfalls Schwarze - wird Mord, schwere Körperverletzung und Entführung vorgeworfen. Am Freitagabend (Ortszeit) sollte das Video der Kontrolle veröffentlicht werden - es wurden Proteste erwartet.

Aufnahmen zeigen Gewalt

Die Videos zeigen, wie der 29-Jährige von den Polizisten auf den Boden gedrückt wird. Es kommt zu einer ersten Auseinandersetzung, nach der Nichols flieht. In weiteren Einstellungen ist zu sehen, wie mehrere Polizisten Nichols an einer anderen Straßenkreuzung festhalten und wiederholt brutal mit Fäusten und einem Schlagstock auf ihn einschlagen. Nichols ruft mehrere Male laut und klar vernehmlich nach seiner Mutter. Mindestens ein Polizist tritt ihm wiederholt gegen den Kopf, während Nichols von den anderen zu Boden gedrückt wird. Danach schleifen die Einsatzkräfte den schwer verletzten Nichols zu einem nahen Einsatzfahrzeug und lehnen seinen Oberkörper gegen die Seite des Wagens, wie auf den Videobildern zu sehen ist. Drei Tage nach dem Polizeieinsatz erlag Nichols im Spital seinen schweren Verletzungen.

Anwälte: Aufnahmen sind "abscheulich"

Zuvor hatten unter anderem Anwälte und Familienangehörige des 29 Jahre alten Opfers die Aufnahmen angeschaut. Die Anwälte der Familie beschrieben diese als "abscheulich". Nichols war am 7. Jänner in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee von der Polizei wegen "rücksichtslosen Fahrens" angehalten worden. Einem Anwalt der Familie zufolge wurde er dann minutenlang von den Polizisten zusammengeschlagen. Der 29-Jährige erlitt nach einer von der Familie in Auftrag gegebenen Autopsie starke Blutungen durch heftige Schläge.

Ein unschuldiges Opfer

"Tyree Nichols war an jenem Abend zu jeder Zeit ein unschuldiges Opfer", betonte der Anwalt der Familie, Antonio Romanucci, vor der Veröffentlichung der Aufnahmen in einer Pressekonferenz. Über die Polizisten sagte er: "Sie handelten gemeinsam wie ein Rudel Wölfe, um Schaden anzurichten (...), was zu Mord führte." Nichols sei ohne Grund von den fünf Beamten "terrorisiert" worden, sagte er mit Blick auf das Video.

US-Präsident Biden forderte am Freitagabend (Ortszeit) eine schnelle, umfassende und transparente Untersuchung des Vorfalls. "Wie so viele andere, hat mich dieses schreckliche Video der Schlägerei, die zu Tyre Nichols Tod führte, empört und mit großem Leid erfüllt", teilte Biden mit. Zugleich warnte er vor Ausschreitungen in Reaktion auf den Tod. Gewalt sei "inakzeptabel". "Diejenigen, die Gerechtigkeit fordern, sollten sich nicht der Gewalt oder Zerstörung bedienen", betonte er.

Polizisten entlassen

Die Polizei von Memphis hatte fünf der beteiligten Beamten am Mittwoch entlassen. Diese hätten bei dem Vorfall am 7. Jänner übertrieben Gewalt angewendet und keine Hilfe geleistet. Die Staatsanwaltschaft hat sie unter anderem wegen Mordes angeklagt. Die Anwälte der Familie prangerten rassistisches Vorgehen der US-Polizei gegen Schwarze im Land an. In den Vereinigten Staaten kommt es immer wieder zu tödlicher Gewalt durch die Polizei. Häufig sind die Opfer schwarze Menschen.

ribbon Zusammenfassung
  • Anfang Jänner war der schwarze Tyre Nichols nach einer Verkehrskontrolle gestorben.
  • Den inzwischen entlassenen Beamten - ebenfalls Schwarze - wird Mord, schwere Körperverletzung und Entführung vorgeworfen.
  • Am Freitagabend (Ortszeit) sollte das Video der Kontrolle veröffentlicht werden - es wurden Proteste erwartet.

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