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Deutscher Regisseur Berger fiebert Oscar-Gala entgegen

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Neunmal ist der deutsche Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" für den Oscar nominiert. Regisseur Edward Berger freut sich auf die Party in Hollywood. Auf die große Gala bereitet er sich bereits vor. Dabei spielt auch ein emotionales Erbstück eine Rolle.

Den womöglich größten Moment seiner Karriere will der Filmemacher nicht unvorbereitet erleben. Dass er sich vor der Oscar-Gala Dankesreden überlegt, scheint angesichts von neun Nominierungen für sein Antikriegsepos "Im Westen nichts Neues" vernünftig. Darüber hinaus hat sich der 53-Jährige einen neuen Smoking machen lassen. Zwei besondere und emotionale Accessoires sollen dabei sein bei der Preisverleihung am Abend des 12. März in Los Angeles: "Ich werde die Manschettenknöpfe und die kaputte Uhr meines Vaters anziehen, der Ende letzten Jahres gestorben ist", erzählt Berger. "Denn dann ist er bei mir."

Die deutsche Verfilmung des Bestsellerromans von Erich Maria Remarque erlebt gerade eine famose Award-Saison. Erst jüngst heimsten Berger und sein Team sieben Baftas ein, also die renommierten britischen Filmpreise. Als in London immer wieder sein Film als Sieger aufgerufen wurde, schüttelte Regisseur Berger ungläubig den Kopf.

Die Oscars in Los Angeles will der gebürtige Wolfsburger nun vor allem genießen, wie er der Deutschen Presse-Agentur bei einem Treffen in den römischen Cinecittà-Filmstudios erzählt, wo er die Roman-Verfilmung "Konklave" mit Ralph Fiennes und Isabella Rossellini dreht. Dass nicht nur er selbst, sondern viele Mitglieder der Crew nominiert sind, mache die Vorfreude noch größer. "Es freut mich umso mehr, wenn wir alle zusammen da hinfahren können", berichtet er. "Ich werde Spaß haben. Ich werde mit dem Team feiern, egal was passiert."

Mit 30 bis 40 reservierten Plätzen für das Team von "Im Westen nichts Neues" rechnet der Regisseur im Dolby Theatre von Los Angeles. Dazu kommen Freunde und Familien "als Feier-Unterstützung". Berger, der trotz des Ruhms und Erfolges erstaunlich geerdet wirkt, freut sich auf das Wiedersehen mit seiner alten Crew. "Das ist wie ein Klassentreffen, toll. Natürlich mach' ich das gerne."

Bester Film. Bester fremdsprachiger Film. Bestes adaptiertes Drehbuch. Beste Kamera. Bestes Make Up & Hairstyling. Bester Sound. Beste visuelle Effekte. Bestes Produktionsdesign. Beste Filmmusik. In diesen neun Kategorien darf sich "Im Westen nichts Neues" Hoffnungen auf den Gewinn der kleinen, vergoldeten Statuen machen. Kein deutscher Film zuvor hatte je so viele Nominierungen erhalten.

Außerdem passiert es erst zum achten Mal, dass ein Film sowohl für den Oscar als bester Film - in der Königskategorie war noch nie ein Streifen Made in Germany unter den Nominierten - als auch für die Auszeichnung als bester fremdsprachiger Film nominiert ist. Alle vorherigen sieben Filme haben dann übrigens auch den Auslands-Oscar gewonnen. "Oh Gott!", sagt Berger und grinst. "Das ist aber ein großer Druck. Hoffen wir, dass das ein gutes Omen ist." Letztmals hatte "Das Leben der Anderen" 2007 einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nach Deutschland geholt. Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck schrieb Berger bereits Glückwunsch-Emails.

Der Film über die Schrecken des Ersten Weltkriegs wird just jetzt mit Nominierungen - und womöglich Preisen - überhäuft, da sich der Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine jährt. Berger unterstreicht, dass sein Werk kein Kommentar zum Ukraine-Krieg sein soll. Er habe aber von vielen Leuten gehört, dass der Film gerade jetzt passe. "Es gibt auch ukrainische Soldaten, die sich den angucken, also etliche, die sich mit dem Film identifizieren können", sagt Berger.

Der Regisseur räumt indes aber ein, dass er den Dreh eventuell verschoben hätte, wenn der Ukraine-Krieg früher ausgebrochen wäre. "Vielleicht hätte ich ein bisschen gewartet, ihn zu machen. Das kann sein, das weiß ich aber nicht", grübelt Berger. "Also vielleicht hätte man gesagt: Lasst uns das mal ein paar Jahre aufschieben und vielleicht in fünf Jahren machen. Das kann gut sein."

Nun aber war der Film, der die Schrecken an der deutsch-französischen Front im Jahr 1917 kurz vor Kriegsende zeigt, in den Kinos und bei Netflix zu sehen - und machte Eindruck. Selbst Regie-Legende Steven Spielberg lobte Berger jüngst bei einem Oscar-Lunch in Hollywood. Einschüchtern lässt sich der deutsche Filmemacher von Weltstars nicht, wie er erzählt: "Man merkt, dass alle nur mit Wasser kochen."

Soll das etwa heißen, dass er bei Events wie der großen Oscar-Gala Kinostars wie Spielberg und Tom Cruise begegnet und die dann einfach nur als Kollegen wahrnimmt? Na ja, räumt Berger leicht schmunzelnd ein, "wenn man Tom Cruise begegnet, dann ist das kein Kollege, sondern das ist einfach Tom Cruise. Das ist noch mal was anderes."

ribbon Zusammenfassung
  • Neunmal ist der deutsche Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" für den Oscar nominiert.
  • Regisseur Edward Berger freut sich auf die Party in Hollywood.
  • Als in London immer wieder sein Film als Sieger aufgerufen wurde, schüttelte Regisseur Berger ungläubig den Kopf.
  • Kein deutscher Film zuvor hatte je so viele Nominierungen erhalten.
  • Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck schrieb Berger bereits Glückwunsch-Emails.

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